In den ersten sieben Monaten 2014 fallen in Bulgarien die Importe um 2,250 Milliarden Euro höher aus als die Exporte. Das Loch in der Handelsbilanz unseres Landes ist somit um weitere 170 Millionen Euro größer geworden.
Fairerweise sollten wir sagen, dass nur wenige Länder in der Welt kein Handelsdefizit aufweisen. Die meisten können aber die Differenzen zwischen Einnahmen und Ausgaben durch diverse Instrumente wieder ausgleichen, beispielsweise einer positiven Zahlungsbilanz. Es wird bedenklich, wenn das Handelsdefizit chronisch hoch ist, wie das leider in Bulgarien der Fall ist. Laut Statistik ist in den letzten Jahren Bulgariens Handelssaldo nur in Ausnahmefällen zugunsten der Ausfuhren ausgefallen. In Kombination mit dem in den letzten Monaten rapide angestiegenen Haushaltsdefizit, das sich bedrohlich dem kritischen Grenzwert von 3 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt nähert, scheint die Lage wirklich besorgniserregend.
Was belegen die Zahlen? Unsere wichtigsten Handelspartner sind die EU-Länder. Die bulgarischen Exporte in die EU sind in der ersten Jahreshälfte 2014 um 3 Prozent gestiegen, dafür verzeichnen aber auch die Einfuhren ein Plus von 4 Prozent. Das heißt, wir kaufen mehr als wir verkaufen. Die Differenz beträgt 1,2 Milliarden Euro. Unsere aktivsten EU-Handelspartner sind Deutschland, Italien, Rumänien, Griechenland, Frankreich und Belgien. Bulgarien handelt aber auch mit Nicht-EU-Ländern, wo die Ausfuhren noch dramatischer gesunken sind, nämlich um ganze 12 Prozent. Gut ist, dass auch die Importe aus diesen Ländern ebenfalls um 6 Prozent rückläufig sind. Auch in diesem Fall liegt aber ein Negativsaldo im Wert von 1 Milliarde Euro vor. Unter den Drittländern handelt Bulgarien am meisten mit der Türkei, Singapur, Russland, China, Mazedonien und Serbien.
Vor dem Hintergrund dieser Zahlen drängt sich das Fazit auf, dass die bulgarischen Waren und Dienstleistungen keinen guten Absatz finden, die bulgarische Konjunktur stark von den Importen abhängt und die Differenzen bei den Außenhandelseinnahmen und –ausgaben früher oder später ausgeglichen werden müssen.
Das eigentliche Problem hier ist die schlechte Konkurrenzfähigkeit der heimischen Erzeugnisse und der niedrige Mehrwert der bulgarischen Exporte. Unser Land führt hauptsächlich Rohstoffe und Waren aus, die für die Weiterverarbeitung bestimmt sind, so dass sie nur geringe Profite einbringen. Nicht von ungefähr verzeichnet man im Sektor „Fette, Öle und Wachse pflanzlichen und tierischen Ursprungs“ das größte Wachstum im ersten Halbjahr 2014 im Vergleich zur gleichen Vorjahresperiode. Bei den Importen wiederum dominieren Konsumwaren, deren Verbrauch kein Zusatzgewinn generiert. Außerdem importieren wir große Mengen an IT-Produkten, von denen nur ein geringer Teil zwecks Investitionen erfolgt. Aus diesem Grund wurde bei den Importen aus der EU vor allem im Sektor „Fertigprodukte“ das größte Wachstum verzeichnet. Das gilt auch für die Einfuhren aus Drittländern mit einem Zuwachs im selben Sektor von knapp 20 Prozent. Um sich also zu modernisieren, die Effizienz zu steigern und die Beschaffenheit der Exporte und Importe in Richtung Spitzentechnologien und Mehrwert ändern zu können, werden ergo in Bulgarien dringend in- und ausländische Investitionen in der Industriebranche und der Infrastruktur gebraucht.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
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