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Wenzislawa Schojkowa über die Wurzeln, die Flügel und das Streben nach Vollkommenheit

Foto: Privat

„Ich lebe in Frankreich seit Jahrzehnten, aber Bulgarien war immer in meinem Herzen. Ich interessiere mich ständig dafür, was im musikalischen Leben bei uns passiert, diese Beziehung habe ich nie abreißen lassen.“ Das sagte die Geigerin Wenzislawa Schojkowa bei ihrem letzten Besuch in Bulgarien, als sie am internationalen Festival „Sofioter Musikwochen 2014“ teilnahm.

Wenzislawa Schojkowa hat als Solistin in den bekanntesten Pariser Sälen gespielt. Sie hatte über die Jahre aktive Zusammenarbeit mit dem Orchester von Radio France, mit verschiedenen Opern- und Kammerformationen. Am spannendsten war in ihrer Karriere ihre Arbeit als Konzertmeisterin des „Europäischen Symphonieorchesters“ ab 1989. Mit diesem Klangkörper hatte sie die Möglichkeit, ein sehr interessantes und vielfältiges Repertoire unter bekannten Dirigenten zu spielen. Wenzislawa Schojkowa machte zwischen 1990 und 1992 eine Spezialausbildung in Kammermusik am Pariser Konservatorium. Und erhielt eine Goldmedaille zusammen mit ihrem Diplom.

Wenzislawa Schojkowa machte ihre ersten Schritte in der Musik mit fünf Jahren. Beim Abschluss der Musikschule „Panajot Pipkow“ in ihrer Geburtsstadt Plewen erhielt sie eine Goldmedaille und einen Sonderpreis des Kulturministeriums. Sie studierte bei Professor Wladimir Awramow an der Nationalen Musikakademie in Sofia und hatte eine Spezialausbildung bei Professor Bojan Letschew. Sie ist Preisträgerin verschiedener angesehener Wettbewerbe. Seit 1994 lebt und arbeitet sie in Cannes, unterrichtet am dortigen Konservatorium und ist Kunstdirektorin eines Wettbewerbes für Streichinstrumente. Als Pädagoge und Interpret hat sie ein ausgeprägtes Interesse für moderne Musik.

Wenzislawa Schojkowa stammt aus einer Musikerfamilie. Ihr Vater Boschko Schojkow ist langjähriger Direktor der Nationalen Kunstschule „Panajot Pipkow“ in der nordbulgarischen Stadt Plewen. Dank seiner Bemühungen wurde in den 60er Jahren auch ein wunderbarer Konzertsaal der Schule errichtet. Er trägt heute seinen Namen. „Mein Vater war ein hingebungsvoller Künstler und Pädagoge, ein Vorbild für uns – seine Schüler“, sagt Wenzislawa Schojkowa.

Vor zehn Jahren wurde in Plewen ein Konzert zur Erinnerung an meinen Vater veranstaltet. Da habe ich mich an seine Worte über die Wurzeln und Flügel erinnert. Er lehrte uns, dass es für den Künstler wichtig ist, seine Wurzeln nicht zu vergessen und zu pflegen, denn sie geben ihm Kraft und Stabilität sein ganzes Leben lang. Und er soll frei mit den Flügeln der Jugend und der Inspiration fliegen. So ist es mit mir geschehen – ich bin Tausende Kilometer weit „geflogen“. Aber ich habe mich nie von meinen Wurzeln getrennt. Ich knüpfe ständig Kontakte zwischen den musikalischen Institutionen in Frankreich und Bulgarien. In letzter Zeit kümmere ich mich um die Vorbereitung Sofias auf das Ziel Europäische Kulturhauptstadt 2019 zu werden. Für mich war es eine große Ehre den Posten Präsident des Europäischen Musikhauses (Maison de l’Europe 06 - Alpes Maritimes) anzunehmen. Das ist eine Organisation, die 36 Stiftungen und Vereinigungen unter der Leitung des Europäischen Parlaments in Brüssel vereint. Unsere Hauptaufgabe besteht darin, die Kultur aller Staaten in Europa zu popularisieren. Natürlich habe ich Vorschläge im Zusammenhang mit der bulgarischen Kunst. An erster Stelle ist der 100. Geburtstag des großen bulgarischen Bass-Sängers Boris Christow. Ich arbeite auch für die jungen Talente unseres Landes. Wir haben bereits französisch-bulgarische Projekte mit den Kunstschulen in Sofia, Plewen, Burgas und Plowdiw.“

Das, was sie in Bulgarien gelernt hat, begleitet Wenzislawa Schojkowa auch in ihrer pädagogischen Arbeit im Ausland. „Die bulgarische pädagogische Methodik ist international bekannt. Sie war lange Zeit unter starkem Einfluss der sowjetischen Schule. Aber es gibt einige wesentliche Unterschiede. An erster Stelle ist die Verbindung der Ausbildung mit unserer Folklore. Meine bulgarischen Lehrer brachten mir Geduld beim Erlernen des Berufes, Scharfblick und ständige Suche bei. Die Professoren an der Akademie lehrten uns ständig, dass der Künstler die Grenzen seiner Möglichkeiten erkunden muss, um sie danach ein ganzes Leben lang zu entwickeln. Nur so kann man bei sich ständig das Streben nach Vollkommenheit aufrechterhalten.

Übersetzung: Vladimir Daskalov



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