Das Jahr 1946 bedeutete für Bulgarien das Ende der Monarchie und den Übergang zur Republik. Die Änderung des Regierungssystems erfolgte durch eine Volksbefragung. Das Parlament verabschiedete am 26. Juli 1946 ein spezielles Gesetz über die Durchführung eines Referendums zur Änderung des Regierungssystems. Die Volksbefragung fand am 8. September 1946 statt. Zur Abstimmung kamen knapp 92 % der Wahlberechtigten. Für die Abschaffung der Monarchie und die Einführung einer Republik stimmten knapp 93 %. Für die Beibehaltung der Monarchie sprachen sich knapp 4,5 % aus.
Am 15. September 1946 wurde die Volksrepublik Bulgarien ausgerufen. Der Vorsitz der Volksversammlung bildete den provisorischen Vorsitz des Landes. Auch die größte Religionsgemeinschaft in Bulgarien, die Bulgarische orthodoxe Kirche, die bis zu diesem Referendum Staatskirche in Bulgarien war, beugte sich dem allgemeinen Wunsch und stellte die obligatorische Nennung des Zaren bei den Gottesdiensten ein.
Der Wechsel von der Monarchie zur Republik fand in vielen besiegten Ländern nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg statt. Genannt seien Österreich und Italien. Die mangelnde Sympathie für die Monarchie und die Dynastie des Hauses Sachsen-Coburg und Gotha ist dadurch zu erklären, dass man seinen Vertretern auf dem bulgarischen Thron eine große Schuld für die drei nationalen Katastrophen in der bulgarischen Geschichte zumaß, die der Einbeziehung des Landes in die Balkankriege, dem Ersten und Zweiten Weltkrieg folgte, nach denen Bulgarien immer zu den Besiegten gehörte.
Die Volksbefragung zum Wechsel zur Republik hatte in diesem Zusammenhang einen Vorgänger. Die Regierung der Bauernunion veranstaltete im Jahre 1922 ein Referendum, in dem entschieden werden sollte, ob man die Minister der Vorgängerregierungen, die die Schuld für die nationalen Katastrophen nach den Kriegen 1913 und 1918 tragen, vor Gericht gestellt werden sollen. Damals sprachen sich knapp 70 % für das Gerichtsverfahren aus.
Nach der Abschaffung der Monarchie am 15. September 1946 wurde die Zarenfamilie, einschließlich des 9jährigen Zaren Simeon II., aufgefordert, das Land zu verlassen.
Zur Illustration des wichtigen Geschehens in diesem Jahr wurde aus dem Tonarchiv unseres Hauses ein Interview von Aglaia Kozewa mit der Mutter des Zaren, Königin Johanna, über ihre Empfindungen am Tag der Abreise ausgewählt:
„Wir gingen am 16. September nach Istanbul, wo die Türken außerordentlich liebenswürdig waren. Wir gingen nach Alexandrien, wo mein Vater und meine Mutter damals lebten – König Victor Emmanuel III. und Königin Elena. Wir fanden eine kleine Villa und blieben dort 5 Jahre. Simeon sprach kein Englisch und ging in den Victoria College, was das größte College in Nordafrika ist. Er blieb dort und erlernte das Englische perfekt. Er war ein sehr guter Schüler dort. Meine Tochter besuchte einige Nonnen.
- Wurden Sie bei der Abreise verabschiedet?
- Zwei-drei Personen. Einer davon war der Regent Professor Wenelin Ganew.
- Gab es gute Worte zum Abschied?
- Neun, es gab niemanden. Man gab uns zwei Begleitpersonen – einen General und zwei weitere, die uns bis Alexandrien begleiteten. Dann gingen sie heim.
- Wie haben Simeon und Maria-Luisa die Reise empfunden?
- Sie kennen die Kinder. Sie interessieren sich für alles und schauen.
- Hatten sie das Gefühl, dass sie das Land für längere Zeit verlassen?
- Ja, sie wussten, natürlich, und ich war mir im Klaren.“
Als Simeon von Sachsen, Coburg und Gotha und seine Schwester Maria-Luisa nach der Wende von 1989 nach Bulgarien kamen, haben sie nicht versucht (trotz der großen Hoffnungen, dass sie Bulgarien aus dem tiefen wirtschaftlichen und sozialen Loch heraus helfen können, die sich letztlich nicht bewahrheitet haben) die Frage der Rückkehr zur Monarchie in einer Volksbefragung zu stellen, weil die Erfolgsaussichten sehr schlecht waren. Die Entscheidung von 1946 für die Republik und gegen die Monarchie in Bulgarien war endgültig.
Übersetzung und Redaktion: Vladimir Daskalov
"Unsere Aufgabe ist es, Bulgarien zu einem normalen und nicht zu einem perfekten Staat zu machen. Für einen Menschen ist es viel natürlicher, in einer Welt zu leben, in der der Staat ihn nicht ihn an der Kehle gepackt hält, nicht bestimmt, was er zu..
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