Martin Raltschewski hat Theologie studiert und probierte viele Berufe aus, bis er sich in England niederließ, wo er seit fünf Jahren lebt. Bisher hat er fünf Romane geschrieben. Vor gut zehn Jahren, als er in Mexiko als Stuntman im populären Film „Troja“ mit Brad Pitt in der Hauptrolle aufgetreten ist, verspürte er zum ersten Mal den Wunsch, ein Buch zu schreiben. „Ich hatte das Gefühl, dass ich etwas hinterlassen möchte, das möglichst nicht materiell ist“, sagt Raltschewski. Gegenwärtig arbeitet er an seinem sechsten Buch, das „Antichrist“ heißen wird. Die Ähnlichkeit mit dem Titel des Romans des bulgarischen Klassikers Emilian Stanew macht ihm keine Angst. Sein Antichrist ist ein Mensch, der das Ende der Welt mit sich bringt. Mit dem Autor sprach unser Reporter Joan Kolew.
Der Schriftsteller Martin Raltschewski ist stark gläubig und sein Glauben an Gott ist eine seiner wichtigsten Inspirationen. Er träumt von einer Welt, in der es keine Gewalt und viel weniger Armut als heute gibt. Auf die Frage, ob es ihm schwer fiel, auszuwandern, sagt er, dass er immer nach der Moral und den Werten, der Ordnung und dem Gesetz leben wollte, die im Ausland eingehalten werden. Denn wo es Ordnung und Gesetze gibt, läuft auch die Wirtschaft besser, und auch die Menschen leben besser. Zu Bulgarien sagt Martin Raltschewski: “Die Heimat ist hier, in Bulgarien, und ich lebe irgendwo dort, fern von der Heimat. Wie viele andere Emigranten, kenne ich den richtigen Weg nicht. Aber ich liebe dieses wunderbare Land und dieses tüchtige und gute Volk. Es ist mein Volk“, sagt Raltschewski. Er schrieb zuerst fünf Romane, bevor nun sein Erzählungsband „Emigrant“ erschien. Die Reihefolge ist normalerweise umgekehrt. Der Autor dazu:
„Es hat sich so ergeben, dass ich selbst nicht so gern Erzählungen lese“, sagt Martin Raltschewski. „Sie erschienen mir wie irgendwelche kurze, künstliche erfundene Geschichtchen. Dagegen ist es schön, in einen Roman einzutauchen, besonders, wenn er nach einer wahren Geschichte ist. Deswegen habe ich Romane geschrieben, in denen viele Dinge erlebt und wahr sind, es aber auch Schöpfungen des Autors gibt. Als ich meinen ersten Roman schrieb, konnte ich mir nicht vorstellen, Geschichten zu erzählen, die nicht passiert sind, aber mit der Zeit und seitdem ich im Ausland lebe, sind viele Geschichten zusammen gekommen, die wahrhaftig und ernst sind, um nicht zu sagen ergreifend. Ich begann mich zu fragen, warum soll ich sie nicht in einen Sammelband zusammen tragen. Als ich Freunde und Bekannte fragte, ob sie das gut finden, sagten alle: tue es. Zum Schluss fand auch der Verlag Gefallen daran, und so kam es zum Sammelband „Emigrant“ mit 30 Geschichten.“
Wie hat das Leben im Ausland die Art zu Schreiben verändert, die Thematik, die den Autor interessiert, die Botschaften, die er an den Leser bringen will? Dazu Martin Raltschewski:
"Es hat sich verändert, weil man im Ausland Schmerz und Leiden erfährt, die nicht jeder meistern kann“, sagt der Schriftsteller. „Einige integrieren sich sehr schnell und fühlen sich, wie in der Heimat. Andere leiden. Das verändert einen so sehr, dass man unter Druck und Leiden irgendwie ehrlicher ist. Wie Dostojewskij sagte, "man muss leiden", aber nicht künstlich leiden, sondern das Leben selbst drückt auf einem, stellt ihn in die Ecke und aus diesem Punkt durch den Schmerz, sieht und spürt man den fremden Schmerz leichter. Man fragte mich: wie kann man den fremden Schmerz fühlen, wenn man dort besser lebt? Man fühlt ihn - antwortete ich. Ich verstehe die Menschen besser. Ich spreche vom einfachen, armen, unmittelbaren Bulgaren. Diesen Menschen, den einfachen Landsmann, fühle ich nah und verstehe ihn besser, wenn ich dort bin, auch wenn das merkwürdig klingt."
„Dieser hoch gewachsene und starke junge Mann, dieser Freund von mir, schreibt wie immer! Das habe ich zu mir gesagt, als ich das Buch las.“ So kommentierte der in Bulgarien beliebte Schriftsteller Kalin Tersijski, als er den Erzählband „Emigrant“ vorstellte. „Seine bescheidene, wie Luft oder Stein starke und natürliche Wahrhaftigkeit ruft eine Art Verwirrung hervor. Jede eitle Seele wird von der heiligen Einfachheit und der wie der Morgan klaren Wahrheit beunruhigt. Meine Seele strebt genau so eine Einfachheit an, aber sie wird immer wieder in die verdammte und verkomplizierte hochmütige Eitelkeit abgelenkt. Und auf einmal, nach den bemerkenswerten fünf Romanen von Martin Raltschewski, tauchen auch seine Erzählungen auf. Um mich daran zu erinnern, dass der Eigendünkel und die komplizierten Posen und das Intellektuellentum nur Schleifen auf dem Doppelkinn der Dummheit sind!“
Übersetzung: Vladimir Daskalov
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