Mit welchen Eindrücken und Gefühlen verlassen Sie Bulgarien?
„Meine Frau und ich werden Bulgarien mit wunderbaren Erinnerungen verlassen. Wir finden, die Bulgaren sind unglaublich freundlich und hilfsbereit, die Natur ist wunderschön und kulturell hat Bulgarien wirklich viel anzubieten. Es hat uns auch sehr beeindruckt, dass in den letzten Jahren die bulgarische Zivilgesellschaft nach und nach erwacht ist. Wir wohnen im Zentrum von Sofia und deswegen werden noch lange die Ostawka-Rufe (zu Deutsch: Rücktritt) und die Trillerpfeifen und Trommeln im Ohr haben. Seit dem letzten Sommer hören wir das fast jeden Abend in unserem Wohnzimmer. Ich finde, insgesamt waren es politisch sehr spannende Zeiten in Bulgarien und wir sind auch sehr gespannt, wie es nun weiter geht mit den Neuwahlen im Herbst, mit den Protesten und mit der Medienfreiheit, die ich sehr aufmerksam beobachtet habe.“
Es liegt ein ziemlich turbulentes politisches Jahr hinter uns, und es geht wahrscheinlich turbulent weiter. Mit diesem Thema hat es Bulgarien auch in die Schlagzeilen der deutschen Medien geschafft. Wie erklären Sie sich das generell mangelnde Interesse der deutschen Medien an Bulgarien?
„Ja, ich würde sagen, das Interesse der deutschen Medien an Bulgarien ist vielleicht manchmal etwas einseitig, aber gerade wegen der Ereignisse, die Sie angesprochen haben, habe ich den Eindruck, dass besonders seit dem letzten Jahr das Interesse schon zugenommen hat. Ich habe den Eindruck, dass die deutschen Medien langsam aber sicher einen Wandel durchmachen und Bulgarien nach und nach stärker wahrnehmen. Ich glaube, es liegt zunächst an einem Generationswechsel. Man muss einfach sagen, für viele Westdeutsche, die zur Zeit des Kalten Krieges aufgewachsen sind, ist Bulgarien mental gesehen immer noch sehr weit weg. Es wird gesehen als ehemaliger Ostblockstaat und über den weiß man einfach recht wenig. In der Debatte um die deutsche Wiedervereinigung hat man oft über die "Mauer in den Köpfen" gesprochen, die erst sehr langsam abgebaut wird. Diese Mauer verläuft nicht nur durch Deutschland, die verläuft durch ganz Europa. Junge Leute sind offener, sind vielleicht schon mal nach Bulgarien gereist oder kennen bulgarische Mitstundeten an der Uni. Die europäische Integration Bulgariens schreitet immer weiter fort, das ist zumindest mein Eindruck. Der kulturelle Austausch zwischen Deutschland und Bulgarien ist sehr intensiv, das habe ich in den letzten Jahren aus erster Hand erleben können. Es gibt auch mehr und mehr persönliche Kontakte zwischen Menschen aus beiden Ländern und ich glaube, dass die Berichterstattung aus Bulgarien dadurch intensiver werden wird, weil sich die Medien an die Interessen ihrer Nutzer anpassen.“
Die Armutszuwanderung war so ein Thema, mit dem Bulgarien in den Schlagzeilen in Deutschland war. Und das Bild von Bulgaren und Rumänen – bettelnden kinderreichen Familien, hat sich wahrscheinlich sehr tief eingeprägt. Was werden Sie aber nach drei Jahren in Sofia und Bulgarien ihren Freunden und Bekanten erzählen?
„In der Tat konzentrieren sich sehr viele deutsche Medien auf das Thema Armut, wenn sie über Bulgarien berichten. Ich sage dazu meinen deutschen Freunden und Bekannten: ja, es gibt diese Armut, vor allem auf dem Land, das habe ich sehr häufig mit eigenen Augen gesehen, aber es gibt noch so viel mehr, worüber gar nicht oder sehr selten berichtet wird. Und materieller Wohlstand ist nicht alles. Bulgarien ist ungeheuer gastfreundlich und man wird als Deutscher überall mit offenen Armen empfangen. Die Bulgaren wissen, wie man gut isst und trinkt, wie man Feste feiert, wie man mit den Freunden Horo tanzt. Und ich muss sagen, an den schneebedeckten Bergen, den saftgrünen Tälern und dem wunderschönen blauen Meer kann ich mich gar nicht satt sehen. Bulgarien ist auch noch ein richtiges Geheimtipp zum Wandern und zum Natur genießen, was Deutsche beides sehr gerne tun. Sofia, die Stadt, in der ich jetzt drei Jahre lang gelebt habe, ist eine spannende, junge und kreative Hauptstadt und ich muss sagen, es macht Spaß, hier zu leben. Als Kulturreferent der Botschaft habe ich natürlich auch alle anderen großen Städte Bulgariens kennen gelernt, zum Beispiel in Plowdiw oder Weliko Tarnowo, und dort sehr viel über das Kulturleben mitgekriegt, und auch da bin ich sehr begeistert von der Vielfalt, die man hier erleben kann. Meinen Freunden zu Hause erzähle ich natürlich vor allem von dem Bulgarien, das ich persönlich erlebt habe. Und das ist schon ein Land mit vielen Problemen – das muss man zugeben, aber es ist vor allem auch ein wunderschönes Land. Deswegen habe ich meine Zeit hier sehr genossen und ich werde ganz bestimmt sehr oft nach Bulgarien zurückkommen.“
Denken wir drei Jahre zurück – wie haben Sie sich in Sofia eingelebt? Sie sprechen ein fabelhaftes Bulgarisch, und Bulgarisch ist eine schwierige Sprache. Ist es einfach, sich hier einzuleben, wie wird man als Ausländer aufgenommen?
„Ja, ich finde es ist sehr einfach, sich hier einzuleben. Ich habe meinen Dienst hier an der Botschaft vor ziemlich exakt drei Jahren angetreten und seitdem haben wir, ich und meine Frau, Bulgarien sehr gut kennen gelernt. Wir haben sehr viele Reisen durch das Land unternommen, wir haben beide von Anfang an sehr intensiv Bulgarisch gelernt und haben sehr viele freundliche und sehr viele interessante Leute hier kennen gelernt. In unserem Wohnhaus im Zentrum Sofias sind wir die einzigen Ausländer und das hat dazu geführt, dass wir von Anfang an viel Kontakt zu Bulgaren hatten, auch außerhalb der Arbeit. Und so haben wir uns sehr schnell eingelebt und immer sehr wohl gefühlt und fühlen uns inzwischen hier sehr zu Hause. Man muss aber vielleicht dazu sagen, dass es uns vielleicht ein bisschen leichter fiel, als vielen Deutschen, denn wir haben beide schon mal länger außerhalb Europas gelebt: meine Frau in den USA und ich in China. Und wenn man diese Erfahrungen mit der Zeit in Bulgarien vergleicht, dann muss ich schon sagen, dass wir, Europäer, sehr viel gemeinsam haben – also Mentalität, Alltagsleben, Küche, ist ja auch sehr wichtig, wenn man in einem fremden Land lebt, und auch Städtebau. Da haben wir, Europäer, viel gemeinsam auch bei vielen anderen Dingen. Und weil ich Europa schon mal für längere Zeit verlassen habe, habe ich vielleicht ein stärkeres Bewusstsein dafür entwickelt und ich glaube, inzwischen fühle ich mich in jedem europäischen Land recht schnell zu Hause.“
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