In seiner Festansprache anlässlich des Tages des slawischen Schrifttums und der bulgarischen Kultur sagte der damalige Ministerpräsident Bogdan Filow:
„Es wurde nicht nur einmal hervorgehoben, dass es selten Völker gibt, die den Bildungsfragen und der geistigen Kultur eine so große Aufmerksamkeit schenken, und gleichzeitig einen derart bedeutenden Beitrag in dieser Beziehung geleistet haben, wie das bulgarische Volk. Gerade unser Volk hat bewiesen, dass es die geistigen Werte zu schätzen weiß, die einzig einem Volk das Recht geben, als ein freies unter den anderen Volkern zu bestehen und die ausschließlich sein historisches Dasein rechtfertigen und es berechtigen, jene geschichtliche Rolle zu spielen, die ihm vorbestimmt ist. Das sind die grundlegenden Umstände, unter denen heute, wie ich bereits sagte, die Woche des bulgarischen Buches eröffnet wird.“
Bogdan Filow hatte guten Grund, pathetische Reden zu schwingen, denn in den 20er und 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurden große Anstrengungen zur Entwicklung von Bildung und Kultur in Bulgarien unternommen. Verabschiedet wurde ein Volksbildungsgesetz, die Zahl der Grundschulen wurde erhöht, eröffnet wurden neue Hochschuleinrichtungen, darunter die Musik- und die Kunstakademie, man konnte von da an auch in Bulgarien Technik studieren.
Im Jahre 1939 wurde ferner mit der Errichtung des neuen Gebäudes der Nationalbibliothek begonnen. An jenes Ereignis erinnert auch die Aufnahme mit der Rede von Bogdan Filow: „Außer all das, was ich bereits hervorgehoben habe, gibt es in diesem Jahr einen weiteren Umstand, der die Woche des bulgarischen Buches in ein besonderes Licht rückt, was ich nicht unerwähnt lassen kann. Es wurde viel darüber geredet, dass das bulgarische Buch endlich eine würdige Heimstatt finden müsse, wo es bewahrt, aber auch genutzt und von wo es verbreitet werden kann. Es wurde über diese Frage oftmals geredet; vieles wurde versprochen, doch erst in diesem Jahr sind wir Zeuge dessen, wie in unmittelbarer Nähe zur Universität, dem wichtigsten Zentrum bulgarischer Bildung und Kultur, der Bau der Volksbibliothek in Angriff genommen wird.“
Die Bulgarische Nationalbibliothek ist das älteste Kulturinstitut des neuerstandenen bulgarischen Staates. Gegründet wurde sie im Jahre 1879 (ein Jahr nach der Befreiung Bulgariens von der türkischen Fremdherrschaft) auf Initiative des Sofioter Lehrers Michail Bobotinow. Das neue Gebäude, von dem Filow in seiner Rede sprach, wurde in den Zeiten des Zweiten Weltkrieges von den über Sofia abgeworfenen Fliegerbomben leider stark in Mitleidenschaft gezogen. Doch im Jahre 1946 begann der Wiederaufbau des Gebäudes – erneut unter der Leitung der Architekten Iwan Wassiljow und Dimitar Zolow.
In unseren Tagen weist die Bulgarische Nationalbibliothek einen Bestand von rund acht Millionen Bänden auf. Neben Bücher, werden auch Periodika, Grafiken, Karten und elektronische Dokumente aufbewahrt; die Handschriftensammlung weist ihrerseits 5.550 Exemplare auf. Dem Magazin mit alten Druckerzeugnissen, seltenen und wertvollen Büchern gehören rund 19.000 Bücher und Periodika des 15. bis 21. Jahrhunderts an. Interessant ist die Tatsache, das die Bulgarische Nationalbibliothek eine der reichsten Kollektionen mit Dokumenten des Osmanischen Reiches besitzt. Die Dokumente sind auf osmanischem Türkisch, Arabisch und Persisch und zählen ca. eine Million Blätter, zusammengefasst in nahezu 500.000 Medien.
Zum Schluss noch etwas Interessantes in Verbindung mit Bogdan Filow. Er ist einer der wenigen bulgarischen Politiker, die mit Fug und Recht über Bildungs- und Kulturfragen sprechen durften und dürfen, denn nur ein Bruchteil seiner Biographie hängt mit der Politik zusammen. In die Geschichte des Landes ist er nicht einzig als Regent des unmündigen Zaren Simeon II eingegangen, sondern vor allem als angesehener Archäologe und Experte für Kunstgeschichte. Bogdan Filow hat das Archäologische Institut gegründet und hat als erster Ausgrabungen nach streng wissenschaftlichen Methoden durchgeführt. Von 1937 bis 1944 war er zudem Vorsitzender der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
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