Am Wahlabend vor einer Woche waren in Bulgarien alle überrascht. Die Wahlergebnisse wichen von den Prognosen der Soziologen deutlich ab. Bis zum bitteren Ende behaupteten die Meinungsforscher, am Wahltag kommt es zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen beiden größten Parteien in Bulgarien – der bürgerlichen Oppositionspartei GERB und den regierenden Sozialisten. Wie das Rennen ausgegangen ist, wissen wir – die Opposition feierte einen mehr als deutlichen Sieg mit knapp zwölf Prozent Vorsprung vor den Sozialisten. Haben die Soziologen die Öffentlichkeit absichtlich irregeführt? Solche Vorwürfe wurden noch am Wahlabend laut. Und sind nicht ganz haltlos.
Seit Jahren fällt auf, dass insbesondere bei Wahlbefragungen bestimmte Meinungsforschungsinstitute bestimmten Parteien den Vorzug geben. Unter Journalisten ist das sehr gut bekannt, deshalb ist man meistens sehr vorsichtig bei Zitaten von soziologischen Erhebungen einzelner Agenturen. Bisher ist diese zweifelhafte Glaubwürdigkeit der Meinungsforscher kein großes Thema gewesen, weil die Umfragen im Großen und Ganzen mit den Wahlergebnissen übereinstimmten. Nicht so aber am 25. Mai.
Von den sechs großen Meinungsforschungsinstituten haben lediglich zwei annähernd richtig geraten, dass die bürgerliche Oppositionspartei GERB die Wahl gewinnen wird. Zwei der „großen Sechs“, die seit Jahren als Zöglinge der sozialistischen Parteizentrale gelten, sahen die Sozialisten vorn. Alle sechs Institute haben aber den deutlichen Wahlsieg der GERB-Partei mit fast zwölf Prozent nicht einmal angedeutet. Und keine einzige repräsentative soziologische Erhebung konnte nur andeutungsweise feststellen, dass der Juniorpartner in der Regierung, die Partei der bulgarischen Türken, beinahe zweitstärkste politische Kraft im Land geworden wäre. Die DPS zog mit den abgeschlagenen Sozialisten fast gleich. Dabei prognostizierten die Meinungsforscher, dass die Türkenpartei höchsten 13 Prozent der Wählerstimmen bekommt. Sie erreichte 17, was übrigens wirklich eine faustdicke Überraschung ist, wenn man davon ausgeht, dass die DPS eine feste Stammwählerschaft unter den bulgarischen Türken von rund zehn Prozent hat. Offensichtlich hat sie bei dieser Wahl alles richtig gemacht und kräftig Stimmen dazu gewonnen.
Doch, zurück zu den Soziologen. Am Tag nach der EU-Wahl hatten sie natürlich in diversen Medienauftritten die Möglichkeit bekommen, sich zu erklären. Die Zöglinge der Sozialisten rechtfertigten sich mit den Wählern – sie hätten falsche Angaben während der Umfragen gemacht. Um korrekt zu sein – die Soziologen haben auch andere, bei weitem vernünftigere Gründe genannt. Dazu gehört mit Sicherheit die Zersplitterung, die der sozialistische Ex-Präsident Parwanow mit seiner Bürgerliste hervorrief. Und dann sei auch die zögerliche Haltung der Sozialistenregierung in der Ukraine-Krise daran schuld, dass ihre Anhänger entweder eine andere Partei gewählt haben oder erst gar nicht wählen gegangen sind. Außerdem wurden nach Meinung dieser Meinungsforscher die Sozialisten für ihre einjährige Regierungszeit mit der Türkenpartei abgestraft.
Für die weit verfehlten Wahlprognosen hat sich der Doyen der Soziologen, Andrej Rajtschew, Asche aufs Haupt gestreut. Schuld an der erdrutschartigen Niederlage der Sozialisten sei aber auch die Parteispitze selbst. Noch einen Schritt weiter ging der Politikwissenschaftler Ognjan Mintschew: schuld an den drastischen Differenzen seien die Soziologen selbst, die in den Jahren seit der Wende zugelassen haben, dass die Meinungsforschungsinstitute in PR-Agenturen ausarten. Und hat damit ins Schwarze getroffen. Denn eine Reihe von soziologischen Instituten und Organisationen haben sich der Versuchung hingegeben, Geld aus den Parteizentralen für gefakte Angaben zu kassieren. Dass sie damit die Öffentlichkeit manipulieren, ist für sie offensichtlich zweitrangig. Die Moral von der Geschicht`: glaubt den Soziologen nicht!
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