Allein der Name der Stadt Klissura erinnert die patriotischen Bulgaren an die heldenhaften Ereignisse im fernen Jahr 1876 - den Aprilaufstand. Es ist keineswegs übertrieben, wenn wir Klissura als Heldenstadt bezeichnen. Vor allem aufgrund des Zusammenhalts ihrer Bewohner, die sich allesamt vereint dem Kampf zur Befreiung Bulgariens vom osmanischen Joch anschlossen. Augenzeugen berichten von dem ungleichen Kampf - das gesamte Klissura-Tal habe sich schwarz gefärbt von den Horden, die Tosun Bej zur Niederschlagung des Aufstandes geschickt hatte. Die nur spärlich bewaffneten 200 Bulgaren hatten gegen die 2000 gut bewaffneten Männer keine Chance. Auch die Freischar von Iwan Tankow Kozarew, genannt Borimetschkata (der Bärenkämpfer) - verteidigte die Stadt.
Die Kanone aus Kirschbaumholz, mit der man den Gegner zurückschlagen wollte, ist heute ein Wahrzeichen von Klissura. Auch ist sie ein Symbol des denkwürdigen Moments in unserer Revolutionsgeschichte, in dem das Volk den Weg des Freiheitskampfes beschreitet. Heute erinnert alles in diesem malerischen Balkanstädtchen an diese Ereignisse. Wie ein stummer Wachposten erhebt sich das Denkmal von Borimetschkata mit der Kanone aus Kirschbaumholz in der historischen Gegend Zli Dol. Alljährlich am 2. Mai erwachen die Helden von Klissura in einer beeindruckenden Nachstellung der Ereignisse von 1876 zu neuem Leben. Alle bereiten sich auf diesen Tag vor - von den Schülern und den Museumsmitarbeitern bis hin zu den Nachkommen der Helden.
Vom tragischen Schicksal des kleinen Balkanstädtchens während des Aprilaufstandes und danach erzählt der Direktor des Historischen Museums in Klissura, Stojan Iwanow: "Als der Aufstand beschlossen wurde, gehörte Klissura mit den Aposteln Panajot Wolow und Georgi Benkowski zum 4. Revolutionsbezirk. Diese beiden waren nach Klissura gekommen, um das einst von Wassil Lewski geschaffene Komitee-Netz wieder aufzubauen. Letzterer hielt sich zweimal in der Stadt auf, das zweite Mal 1870 gemeinsam mit Angel Kantschew, und gründete ein geheimes Revolutionskomitee. Im Frühjahr 1876 begann man mit der Vorbereitung des Aufstands. In dieser Zeit kehrte auch Nikola Karadschow nach Klissura zurück, ein hochgebildeter junger Mann, der sieben Fremdsprachen beherrschte. Als Lehrer in einem Plowdiwer Gymnasium war er recht wohlhabend."
"Wenn man es sich richtig überlegt, waren es die jüngsten und fortschrittlichsten Männer, die den Aufstand beschlossen", fügt Museumsdirektor Stojan Iwanow hinzu. Als in der Oborischte-Gegend die Große Volkversammlung einberufen wird, ist der Delegierte Nikola Karadschow ein Mitglied des Ausschusses, der das Datum für den Beginn des Freiheitskampfes festlegt. Am 20. April hält sich Nikola Karadschow in Kopriwtschitza auf und wird Zeuge des Ausbruchs des Aufstandes. Besonders stolz sind die Bürger von Klissura auf die Tatsache, das auch Karadschow den s.g. "Blutbrief" von Todor Kableschkow an die Revolutionäre in Panagjurischte unterschreibt, in dem der Beginn des Aufstands erklärt wird. Dabei fügt er den Satz hinzu "Ich war Augenzeuge des oben Aufgeführten von Todor. Jetzt breche ich nach Klissura auf, um Gleiches zu tun." Leider führten die Vorbereitung und der vorzeitige Ausbruch zu keinen reellen Ergebnissen. Am 26. April fällt Klissura im zweiten Angriff und wird vollständig niedergemacht. Dabei werden rund 400 Menschen umgebracht, vor allem Kinder, schwangere Frauen und ältere Menschen, die keine Zeit mehr hatten, in die nahe gelegene Stadt Kopriwtschitza zu fliehen.
Die Himmelfahrtskirche in Klissura wird auch die neue Kirche genannt. Errichtet wurde sie vor über 120 Jahren von den Klissuranern, die damals die Ärmel hochkrempelten, um ihre Stadt aus der Asche auferstehen zu lassen. Mehr darüber erfahren wir von Lalo Botew, für die Kirche zum Lebensinhalt geworden ist:
"Unter der großen Kirchenkuppel verspürt man eine magische, göttliche Kraft, die Leiden lindert und die Menschen immer wieder hierher zieht, um zu entspannen", erzählt Lalo Botew. "Das ist die neue Kirche. In der alten Nikolauskirche lagerten die Revolutionäre das Schießpulver für den Aufstand. Auch die in der Nacht eingetroffene Kanone wurde hier versteckt. Nach dem Ausbruch des Aufstands erklärten die Klissuraner ihre Stadt zur Republik, die sechs Tage lang existierte. Nach dem verheerenden Einfall der Horden jedoch hallte der Klang der Kirschbaum-Kanone von Klissura durch ganz Europa."
Mit Hilfe von außen wird ein Edikt zur Rückkehr der Menschen in ihre Häuser erlassen. Zwei Journalisten, die zu jener Zeit in Klissura waren, erzählen in ihren Berichten, dass sie auf dem Weg in die nahe gelegene Gegend Warlitschnitza einer Gruppe von Klissuranern begegneten, die auf dem Weg in ihre Häuser waren. Diese waren völlig erschöpft, nach dem sie 38 Tage lang ohne Nahrung und Obdach durch den Wald geirrt waren. Die Journalisten wunderten sich, warum diese Menschen an einen Ort zurückkehren, an dem kein Stein auf dem anderen steht. Daraufhin fragte der in die Analen eingegangene Großvater Stajko: "Den Himmel über Klissura, gibt es den noch?", was die Journalisten bejahten. "Dann ist ja alles Ordnung", meinte der Alte erleichtert. "Wenn der Himmel noch steht, dann bauen wir Klissura wieder auf!"
Die alte Nikolauskirche, deren Glocken den Aufstand verkündet hatten, baute man jedoch bewusst nicht wieder auf. Das neue Gotteshaus wurde der heiligen Jungfrau Maria geweiht. Anlass dafür war die gerettete Ikone der Heiligen, die ein kleiner Junge auf der Flucht unter seinem Mantel verstecken konnte. Das werteten die Klissuraner als ein gutes Zeichen von oben und kehrten mit dem Glauben zurück, dass sie ihre heimatliches Klissura wieder aufbauen werden.
Übersetzung: Christine Christov
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