Traditionell hält der Frühling im Museum "Erde und Mensch" mit einer Reihe wahrer Festtage Einzug, die auch "Tage der Mineralien" genannt werden. Hier versammeln sich unter einem Dach Mineralienkenner und -Sammler aus nah und fern. Für die Museumsmitarbeiter sind das ganz besondere Tage. Die Vorbereitung der Veranstaltung erfordert viel Zeit und Kraft. Der Preis ist ein Eintrag im internationalen Verzeichnis der Mineralienausstellungen. Die jüngste Steinsammlung, die kürzlich aus Nordbulgarien eingetroffen ist, stammt laut Geologen vom Urgrund des Meeres.
Die Museumsmitarbeiter sind im Depot beschäftigt, wo sie die Gaben aus den Tiefen der Erde inventarisieren und einsortieren. In ihrer Freizeit jedoch lesen diese Leute Poesie. Und so zieht die Lyrik in Form einer gesonderten zeitweiligen Ausstellung unter dem Titel "Poesie des Steins" in das Museum ein. Gezeigt werden Steinsplitter, überwiegend Edelsteine, die in klassischen Werken bulgarischer und weltbekannter Autoren auf sich aufmerksam machen. Auch vermittelt die Ausstellung, wie alt die Beziehung zwischen den kleinen Stücken nicht lebender Natur und den innigsten Gefühlen des Menschen ist, aus der die Dichter ihre Inspiration schöpfen. Auch offenbart die "edle" Exposition, dass die bulgarischen Poeten Jaworow, Smirnenski, Geo Milew, Elisaweta Bagrjana mit Edelsteinen verbundene Metapher sehr geschickt in ihr Schaffen einbanden. Puschkin, Byron und Heine haben ihren Lieblingssteinen ganze Gedichte gewidmet. Übrigens wissen nur wenige, dass der russische Dichter eine große Vorliebe für Steine hatte, die für ihn eine Art Talisman waren und ihm Glück bringen sollten. Ein kurz vor seinem Tot gemaltes Portrait zeigt ihn mit seinen geliebten Smaragd- und Karneolringen. Was dann nach seinem Tod mit den Schmuckstücken passierte, ist ausschließlich den Besuchern der Ausstellung "Poesie des Steins" vorbehalten. Zu sehen ist sie den ganzen Mai über.
"Im Rahmen der Ausstellung werden über 70 Werke von Klassikern gezeigt - angefangen vom persischen Dichter und Philosophen Omar Khayyam bis hin zur viel zu früh verstorbenen Dichterin Petja Dubarowa", schwärmt Museumschefin Schiwka Janakiewa und weiter: "In der Dichtung werden Metapher zu ausgewählten Mineralien verwendet, die höchstens 12-13 an der Zahl sind. So kommt in der japanischen Kultur beispielsweise bevorzugt der Jaspis vor, in China ist es der Nephrit. Ein einziger Stein kann jedoch eine unglaubliche Symbolik mit wichtigen Inhalten für die Kultur dieser beiden Länder enthalten. All das kann man in der Ausstellung erfahren. Der japanischen Kultur liegen die Symbole der imperialen Macht und Stärke zugrunde. Ewgeni Olanow, Übersetzer aus dem Altchinesischem, hat über 1000 Jahre alte Poesie übersetzt und uns damit bei der Ausgestaltung der Exposition sehr geholfen. Eines der interessantesten Werke ist das von Nadeschda Teffi - einer russischen Dichterin und Satirikerin. Von ihr stammt das Gedicht "Sieben Feuer". Darin schreibt sie über die sieben Edelsteine - Rubin, Topaz, Amethyst, Diamant, Alexandrit, Smaragd und Saphir. Dabei hat sie zu allen Steinen Charakteristisches und Interessantes zusammengetragen und ihr Gedicht wie eine Kette aufgereiht. Offiziell eröffnet wird die Ausstellung in der Nacht der Museen am 12. Mai. Begleitet wird das Ereignis von einem Dichterabend, an dem die Poeten ihre in der Ausstellung präsenten Lieblingswerke persönlich rezitieren. Nur bei uns kann man den Lieblingsstein der Bulgarin bestaunen. Seit Urzeiten ist das der Karneol, obwohl die Bulgarin in der Vergangenheit eigentlich weniger Schmuck mit Edelsteinen trug. Auch haben wir eine kleine poetische Umfrage gestartet, um herauszufinden, welche Steine am häufigsten als Metapher und Vergleich verwendet werden. Das Ergebnis - hierzulande ist das der Feuerstein. Mit Brillianten vergleicht man etwas sehr Schönes, die Perle wird in der Dichtung für etwas Reines und Wunderbares verwendet. Der Feuerstein hingegen ist der Stein, mit dem man in der Poesie den Balkan oder die Kraft und Männlichkeit der Helden vergleicht. Während der Vorbereitung auf die Ausstellung sind wir auch auf einen Vers der ersten bulgarischen Poetin Ekaterina Nentschowa gestoßen. Liebeslyrik, in welcher sie - ganz Frau - ihre Lippen mit Rubinen vergleicht.“
Übersetzung: Christine Christov
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