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Offene Institutionen brauchen offene Daten

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Was man für Geld nicht bekommt, bekommt man für viel Geld, sagt man oft in Bulgarien. Viel Geld generieren die offenen Daten, die sog. „open data“. Offene Daten sind sämtliche Datenbestände, die im Interesse der Allgemeinheit der Gesellschaft ohne jedwede Einschränkung zur freien Nutzung, zur Weiterverbreitung und zur freien Weiterverwendung frei zugänglich gemacht werden. So besagt es eine der Definitionen. Die offenen Daten sind ein Grundbaustein der neuen Informationsepoche, in der wir heute leben. Und sie kosten viel Geld – laut Berechnungen der Europäischen Kommission belaufen sich die Nutzen für die Wirtschaft daraus auf immerhin 140 Milliarden Euro jährlich. Mit dem Thema beschäftigt sich seit Jahren der bulgarische Politologe Iwajlo Jajdschiew. Er hat in Oxford studiert und widmete sich 2013 den open data in Großbritannien.

Es gibt Kriterien, denen die offenen Daten entsprechen müssen“, erläutert Jajdschiew. „An erster Stelle müssen sie frei verfügbar und nutzbar sein. Außerdem müssen sie zugänglich organisiert sein und an einem Rechner problemlos abgerufen werden können“, sagt der Experte.

Iwajlo Jajdschiew zufolge sind die open data insbesondere für die Einrichtung der sog. Smart towns interessant. Gemeint ist ein Projekt von morgen, eine komplett vernetzte und klimafreundliche Musterstadt, welche ihren Strombedarf selbst decken kann und schlüsselfertig mit allen Funktionen vom Unternehmen errichtet wird. Und während die smart towns noch Zukunftsmusik sind, haben die offenen Daten einen direkten und vor allem gegenwärtigen Bezug auf Gesundheit, Bildung und Verbraucherschutz. Die open data sind relativ neu – 2009 gab es sie nur in Großbritannien und den USA. Inzwischen nutzen rund 40 Länder der Welt open data, und Bulgarien gehört auch dazu. Wie sind die offenen Daten von Otto Normalverbraucher zu nutzen? Dazu wieder Iwajlo Jadschiew.

Die open data erfüllen drei Aufgaben. Sie sind transparent, wirtschaftlich stark und mit hoher Valenz, weil sie mit sonstigen Daten gekoppelt werden können“, erläutert der Politikwissenschaftler. „Der Plan der EU ist, 2020 zu open data überzugehen und dann würden der europäischen Wirtschaft 206 Milliarden Euro eingespielt werden“, behauptet Jajdschiew.

Die EU-Mitgliedsstaaten haben vor ziemlich genau einem Jahr eine „Richtlinie über die Weiterverwendung von Informationen des öffentlichen Sektors“ verabschiedet. Dafür hatte sich auch der bulgarische Europaabgeordnete Iwajlo Kalfin besonders stark gemacht, betont Jajdschiew. Und spricht von einer „Weltrevolution“.

Die Zugänglichkeit öffentlicher Daten bietet auch neue Geschäftsmöglichkeiten, schafft Arbeitsplätze und führt zur Herausbildung von Gemeinschaften“, behauptet Iwajlo Jajdschiew weiter. „Zu diesem Prozess gehören beispielsweise auch die zahlreichen Blogs, die auch in Bulgarien an Fahrt zunehmen. Viele vor allem junge Menschen nutzen diese Möglichkeit der Transparenz. Dazu gehört aber auch das Regierungsprogramm für eine offene Verwaltung. Doch, das alles steht bisher nur auf dem Papier und hat leider kein all zu großes öffentliches Interesse. Nun ist die Zivilgesellschaft am Zug“, sagte abschließend Iwajlo Jajdschiew.

Übersetzung: Vessela Vladkova



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