Olympia ist vorbei. Putins Vorzeigespiele hielten uns zwei Wochen lang im Atem. In dieser Woche wurde Bilanz gezogen. Aus bulgarischer Sicht fiel sie nüchtern aus. Ein fünfter Platz, den alle in Bulgarien als eine gestohlene Bronzemedaille werten. Die sympathische Snowboarderin Alexandra Jekova hatte auch bei ihren dritten Winterspielen Pech, wurde von einer Italienerin gerammt und aus war der Traum von einer olympischen Medaille. Von den übrigen 17 Athletinnen und Athleten haben weder die Sportfunktionäre, noch die Fans eine nennenswerte Leistung erwartet.
Aber auch einen Lacher verursachte die verkehrte Welt von Sotschi: Die kleinen Wintersportnationen verblüfften die Welt mit den dicksten Gold-Prämien. Diese Liste führt sogar Bulgarien an: eine halbe Million Euro wäre eine Goldmedaille der Sportministerin wert. Sie wusste aber schon im voraus, dass dieser Check nicht gedeckt ist, also keine Goldmedaille in greifbarer Nähe. Und trotzdem – musste Bulgarien mit dieser Summe protzen? Man hätte sich die Witze in der Presse ersparen können. Ausgerechnet das ärmste EU-Land schüttet eine staatliche und stattliche Gold-Prämie aus. Die deutsche Gold-Maria (Höfl-Riesch) kassierte schlappe 20.000 Euro. Gerade einmal vier Prozent der bulgarischen Summe.
Satte Olympia-Prämien gab es in Bulgarien auch früher, als es auch olympische Medaillen gab. Dazu bekamen die triumphierenden Sportler eine lebenslange Rente. Doch, diese Zeiten sind spätestens seit 1998 vorbei, als Ekaterina Dafowska in Nagano Gold im Biathlon holte. Der Hochleistungssport in Bulgarien kriselt seit Jahren. Die wenigen Sternstunden verdanken wir Einzelgängern und ihren Familien. Snowboarderin Alexandra Jekova, die seit Jahren zur Weltspitze gehört, trainiert in keiner Mannschaft, sondern im Zwei-Mann-Team, bestehend aus ihr und ihrem Trainer, alias Papa Jekov. Tennisstar Grigor Dimitrov verdankt seinen Erfolg unter anderem auch dem Ehrgeiz seines Vaters. Bei Kollegin Pironkova sieht es genau so aus. Und auch die Tennisschwestern Maleev waren ein Familienunternehmen. Genau so, wie der einzige alpine Rennläufer Bulgariens, der jemals Höhenluft im Leistungssport geschnuppert hat – Peter Popangelov und sein Vater waren im Weltcup-Zirkus allein unterwegs.
Doch, nicht in allen Sportarten war es so. Bulgarien ist schon mal viertstärkste Nation im olympischen Medaillenspiegel gewesen. In Seoul 1988. Es war wohl ein glückliches Zusammentreffen vieler Faktoren. Zu sozialistischer Zeit war der Sport Staatspolitik, es floss viel Geld in die Sportverbände, denn die Staats- und Parteiführung rechtfertigte sich zum größten Teil auch durch die sportlichen Erfolge. Heute haben wir nicht einmal ein vernünftiges Sportgesetz. In einem Land, wo es keine Steuererleichterungen für Sponsoring gibt, kann es keinen Erfolg im Hochleistungssport geben. Und die Kontinuität ist in all den schwierigen Jahren nach der Wende verloren gegangen. Viele ausgebildete Trainer sind ausgewandert. Der talentierte Nachwuchs ist da, bloß die Trainer arbeiten längst im Ausland. Frühere bulgarische Hochleistungssportler machen heutzutage eine erfolgreiche Karriere als Trainer in Westeuropa und den USA im Volleyball, Turnen, Gewichtheben und gar Fußball. Der Grund ist also nicht im Generationswechsel zu suchen, denn talentierte Kinder gab es und wird es immer geben. Die Trainer und Sportmanager sind nicht da.
"Es tut mir weh, dass der Sport in all den Jahren nach der Wende vernachlässigt wurde", trauert Neschka Robewa, die Trainerlegende der goldenen bulgarischen Mädchen in der rhythmischen Sportgymnastik, als sie in den 80er und 90er Jahren Medaillen haufenweise abräumten. Bulgariens Leistungssport hat schon vor Jahren den Leergang eingeschaltet und ist zur Zweitklassigkeit degradiert. Dass der Leistungssport heute in der Krise steckt, kann nicht damit erklärt werden, dass Bulgarien ein keines Land ist und das Potential nicht hätte. Es wäre zu einfach. Das Chaos, in dem wir leben, wirkt sich unweigerlich auch auf den Sport aus.
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