Wenn man in Bulgarien eine Umfrage durchführen würde, welchem Journalisten die meisten Verdienste für Bulgarien zukommen, würde mit Sicherheit der Amerikaner Januarius Aloysius MacGahan den ersten Platz einnehmen. Seine Laufbahn ist gespickt mit Einsätzen in den gefährlichsten Orten des Geschehens. Er berichtete vor Ort über den Deutsch-Französischen Krieg, die Pariser Kommune, den Feldzug des russischen Generals Skobelew in Zentralasien, die britische Antarktisexpedition „Pandora“ und viele andere. Für Bulgarien hat er sich mit seinen Reportagen über den Aprilaufstand von 1876 und den Russisch-Türkischen Befreiungskrieg von 1877/78 verdient gemacht.
Im Jahre 1876 entsandte ihn die Londoner Zeitung „Daily News“ in das von den Türken unterjochte Bulgarien, wo ein großer Aufstand, der als Aprilaufstand in die Geschichte eingegangen ist, blutig niedergeschlagen wurde. Mit seinen Berichten schaffte es MacGahan, die öffentliche Meinung in Großbritannien von der gerechten Sache der Bulgaren zu überzeugen. Großbritannien unterstützte zu jener Zeit offiziell das Osmanische Reich, um Russland von den Schwarzmeerengen Bosporus und Dardanellen fernzuhalten.
Zusammen mit dem amerikanischen Generalkonsul Eugene Schuyler und dem russischen Diplomaten Fürst Alexej Zereteli besuchte MacGahan die Regionen des Aufstandes und berichtete über das Gesehene. Er suchte die Orte der grausamsten Ereignisse auf, wie Batak, wo ein Massaker ohnegleichen verübt worden war. Die türkische Armee und irreguläre Truppen, die sogenannten Başı Bozuk, hatten das Gros der Einwohner von Batak niedergemetzelt. Der Journalist sah mit eigenen Augen die verkohlten Leichen der Menschen, die in der Kirche Zuflucht gesucht hatten. „In den Gräueltaten gibt es in der Welt einen Punkt, den man nicht überschreiten kann. Die Türken haben ihn in Batak weit überschritten.“, schrieb der amerikanische Journalist für die „Daily News“. MacGahan führte ein Wortgefecht mit dem britischen Premier Benjamin Disraeli, der das Ausmaß der Tragödie herunterspielen wollte: „In den Augen von Disraeli bestehe das große Verbrechen nicht darin, dass Tausende und Abertausende unschuldige Menschen ermordet wurden, sondern darin, dass die Zeitungen von 30.000 Opfern sprechen, wenn sie doch nur 25.000 gewesen seien...“
Hinter die bulgarische Sache stellte sich der Leader der britischen Liberalen Partei William Ewart Gladstone, der ein auflagenstarkes Pamphlet unter dem Titel „Die Gräueltaten in Bulgarien und die Ostfrage“ („Bulgarian Horrors and the Question of the East“) veröffentlichte. Die Brutalität, mit der der Aufstand niedergeschlagen wurde sowie die Gräuel, die dabei an der Zivilbevölkerung verübt wurden, führten zu einem Aufschrei nicht nur in Großbritannien, sondern in ganz Europa.
MacGahan gewann die Herzen der Menschen nicht nur mit seinem Mut, sondern auch mit seiner Feder. Als Korrespondent beschrieb er nicht nur die Schrecken, sondern auch die Prosperität der aufstrebenden bulgarischen Nation, die mit dem Geist und der Hände seiner Handwerker, Händler und Lehrer aus der Asche der Geschichte wiedergeboren wurde. Besondere Lobesworte sprach der Journalist über das bulgarische Bildungswesen, das das einfache Volk mit eigenen Mitteln ohne die Hilfe der Regierung auf die Beine stellte. „Es gibt kein bulgarisches Kind, das nicht lesen und schreiben kann... die Zahl der Lese- und Schreibkundigen in Bulgarien ist so groß, wie die in England und Frankreich“, vermerkte MacGahan.
Ausgesprochen ergreifend ist seine Darstellung von der Lehrerin Rajna Popgeorgiewa, die die Fahne der Aufständischen aus der Stadt Panagjurischte genäht und sie auf einem Pferd reitend, hoch über allen Köpfen geschwungen hat. Es fehlen nicht die Tatsachen in Verbindung mit ihrer Folter und Einkerkerung durch die Türken. Erst auf Druck der ausländischen Konsule in Plowdiw hin, kam sei frei und wurde zu ihrer Sicherheit nach Moskau entsandt.
Nach dem Ausbruch des Russisch-Türkischen Krieges von 1877/78, berichtete MacGahan erneut vom Ort des Geschehens. Er schilderte die entscheidende Schlacht am Schipka-Pass im August des Jahres 1877, bei der sich eine Handvoll russischer Soldaten und bulgarischer Freischärler der türkischen Übermacht erfolgreich widersetzen und damit den Ausgang des Krieges entscheidend mitbestimmten. In der europäischen Presse wurden die Kämpfe um den Schipka-Pass als „bulgarische Thermophylen“ bezeichnet, in Analog zu den antiken Kämpfen der alten Griechen gegen die eingedrungenen Perser. MacGahan schrieb Korrespondenzen auch über die Belagerung von Plewen, die Überquerung des Balkangebirges unter sehr harten Winterbedingungen und den Feldzug bis an die Tore Konstantinopels, wo in dem Vorort San Stefano der Vorfriede unterzeichnet wurde.
MacGahan war als ein ausgesprochen mitleidsvoller Mensch bekannt. Häufig stattete er einem Freund Besuche ab, der an Typhus erkrankt war. Dabei steckte er sich selbst an und starb am 9. Juli 1878 in Konstantinopel, keine 34 Jahre alt. Später wurden seine sterblichen Überreste in seine Geburtsstadt in den USA, New Lexington in Ohio, überführt. Auf seinem Grabstein steht: „MacGahan – der Befreier Bulgariens“. Bulgarien ließ in Dankbarkeit seine Büste an seinem Grab aufstellen. Der bedeutende bulgarische Bildhauer, Ljubomir Daltschew, der Ende des vergangenen Jahrhunderts in den USA lebte und wirkte, schuf eine lebensgroße Statue von MacGahan, die in New Lexington aufgestellt wurde. Denkmäler MacGahans stehen auch in Bulgarien; seinen Namen tragen etliche Straßen in einer Reihe von bulgarischen Städten.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
Der Produktionskomplex in der prähistorischen Siedlung „Solniza“(Saline) in der Nähe von Prowadia wird in der laufenden 20. archäologischen Saison Gegenstand von Forschungsarbeiten sein. Er befindet sich etwa 100 Meter von der alten Siedlung..
Nach vielen Jahren des Zerfalls ist eine der emblematischen Brücken des Baumeisters KoljoFitschetowieder bereit, Touristen zu empfangen. Die offizielle Einweihung findet in wenigen Tagen, am 23. August, statt. Die Brücke über den Fluss Jantra..
Die Wallfahrt „Der Wundertäter vom Rilagebirge“ versammelt das 15. Jahr in Folge Christen aus nah und fern, die mit dem Segen von Patriarch Daniil vom 1. bis zum 6. August von Sofia zum Rila-Kloster pilgern werden. Der Pilgerweg führt durch die..
Die Kathedrale wurde „als Zeichen der Dankbarkeit gegenüber dem russischen Volk für die Befreiung Bulgariens vom osmanischen Joch im Jahr 1878“..