Bei den frühlingshaften Temperaturen dieser Tage sind im Wald immer öfter die Rufe und das Hämmern der Spechte zu hören. Dabei sind sie durch ihr Gefieder recht gut getarnt im Dickicht des Waldes. Die gesamte Spechtfamilie der Welt zählt etwa 400 Arten. Abgesehen von den Polarregionen, Australien, pazifische Inseln, Madagaskar, Neuguinea und Neuseeland, sind die Spechte als Waldbewohner weltweit anzutreffen. Dabei ist Europa nicht unbedingt dicht besiedelt mit Spechten. Bulgarien ist aber eines der wenigen Länder, wo dieser sympathische Waldbewohner oft anzutreffen ist. Da er jedoch relativ unbekannt ist, hat die bulgarische Stiftung Biovielfalt 2014 zum Jahr des Spechts ausgerufen.
Die Spechte werden auch noch „Sanitäter des Waldes“ genannt. Denn sie fressen Schädlinge, die in der Baumrinde leben. Sie vertilgen die kleinen Bauminsekten, meist Käfer, die sich in der saftführenden Schicht unter der Rinde der Bäume aufhalten. In der knorrigen Baumrinde, aber eher in der saftführenden Außenschicht des Holzes, schlecken die Spechte mit ihren hochspezialisierten Zunge den Baumsaft auf. Die Spechte sind den Naturschützern zudem eine nützliche Hilfe – sie halten sich nämlich mit Vorliebe in uralten, naturbelassenen Wäldern auf. „Sobald wir die drei sehr seltenen Arten Weißrückenspecht, Dreizehenspecht und Schwarzspecht in einem Wald antreffen, können wir ganz bestimmt davon ausgehen, dass wir uns in einem uralten Wald mit großer Artenvielfalt aufhalten“, sagt Stefan Awramow, Vorsitzender der Stiftung Biovielfalt.
„Wälder mit einem relativ hohen Anteil an faulen Hölzern sind der bevorzugte Lebensraum der Spechte“, erläutert Stefan Awramow weiter. „Die drei Spechtarten brauchen große, alte Bäume, um dort ihr Nest aufzubauen, bzw. einzuhämmern. Sie bevorzugen Nadel- und Mischwälder mit alten Bäumen und stehendem Totholz. Diese drei seltenen Spechtarten nennen wir auch noch `Schutzschirme`, weil sie uns helfen, die alten Wälder zu entdecken. Wenn wir die Spechte schützen, schützen wir auch die Wälder“, sagt Stefan Awramow.
Es ist bereits wissenschaftlich nachgewiesen, dass im Habitat des Dreizehenspechts auch viele seltene Käfer anzufinden sind. Stefan Awramow von der Stiftung „Biovielfalt“ erzählt, wo in Bulgarien es solche naturbelassene und alte Wälder mit den drei seltenen Spechtarten gibt.
„Die drei seltenen Spechtarten sind auf relativ kleinen Flächen in den Bergen der Nationalparks Rila, Pirin und Zentraler Balkan anzutreffen“, sagt Stefan Awramow. „Darüber hinaus gibt es ein paar Kolonien außerhalb der geschützten Gebiete und wir hoffen sehr, dass wir es schaffen werden, sie vor der Einwirkung der Menschen zu schützen, damit auch die Artenvielfalt dort erhalten bleibt“, hofft der Umweltschützer.
Stefan Awramows Stiftung ist gerade dabei, im Jahr des Spechts eine Landkarte mit seinen Habitaten aufzustellen. In den uralten Wäldern, die den drei sehr seltenen Arten Weißrückenspecht, Dreizehenspecht und Schwarzspecht einen Lebensraum bieten, soll das Abholzen verboten werden.
„Der Dreizehenspecht kommt ursprünglich aus dem Norden und ist von Nordskandinavien bis nach Kamtschatka und Sachalin im gesamten nördlichen Nadelwaldgürtel verbreitet. Die Tatsache, dass wir ihn auch hier, in Bulgarien haben, ist ein eindeutiges Zeichen für saubere Natur“, betont Stefan Awramow. „Wir freuen uns darüber sehr, aber es ist auch eine große Herausforderung, die Natur sauber zu erhalten. Die Spechte sind uns da ein sehr willkommener Helfer, dem wir das Jahr 2014 gewidmet haben“, sagte abschließend der Vorsitzende der Stiftung „Biovielfalt“ Stefan Awramow.
Übersetzung: Vessela Vladkova
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