Das EU-Förderprogramm zur Entwicklung des ländlichen Raums für die nächste Programmperiode 2014-2020 hat eine Wende gemacht und konzentriert sich nun auf die Kleinbetriebe, die Jungunternehmer und die bislang vernachlässigten Wirtschaftszweige wie Obst- und Gemüseanbau und Tierzucht. Zum ersten Mal werden auch Mittel für die Wiederherstellung der Bewässerungssysteme vorgesehen.
Während der abgelaufenen Haushaltsperiode, in der Bulgarien zum ersten Mal ein Teil der Gemeinsamen Agrarpolitik der Union war, haben vor allem die Großbetriebe in der Landwirtschaft von den EU-Subventionen profitiert. Nun sind die Kleinunternehmer und die bislang vernachlässigten Traditionsbereiche wie Obst- und Gemüseanbau und die Tierzucht dran. In den letzten sieben Jahren gab es drastische Unterschiede bei der Verteilung der EU-Mittel für die bulgarische Landwirtschaft. Etwa 80 Prozent davon gingen an nur 4 Prozent der Landwirte und zwar für Großflächengetreideanbau, der sogar für den europäischen Maßstab zu groß war. So dass die Förderung der anderen Landwirtschaftszweigen fast bei Null lag. Dies führte zum weiteren Verfall der heimischen Gemüse- und Obstproduktion sowie der Herstellung von Fleisch- und Milchprodukten. Weit zurück in der Vergangenheit blieben die Zeiten, als Bulgarien ein bekannter Exporteur dieser Produkte gewesen ist.
Nun kann man auf dem bulgarischen Markt eine Menge ausländisches Obst und Gemüse sowie Lebensmittel finden, die aber oft von niedriger Qualität sind. 80 Prozent der landwirtschaftlichen Produktion wird importiert, sogar die verarbeitende Industrie operiert mit nur einem Viertel bulgarischer Produkte. Das neue EU-Programm für die Entwicklung der ländlichen Regionen will erneut das Gleichgewicht herstellen, indem ein Großteil der Mittel für Obst- und Gemüseanbau sowie für die Tierzucht vorgesehen werden. Hoffentlich ist es noch nicht zu spät dafür. Die an die Herstellung gebundene Subvention für die genannten Sektoren wird auf 13 Prozent erhöht, im Vergleich zu den gegenwärtigen 3,5 Prozent für die abgelaufene Periode.
Ein weiterer Schwerpunkt des Programms ist die Förderung der Kleinbetriebe, für die eine separate Förderungslinie vorgesehen ist. Sie werden auch die Möglichkeit haben, bis zu 10 Prozent höhere Finanzierung der notwendigen Investitionen zu erhalten. Auch für Landwirte im Alter bis 40 Jahren gibt es neue Bedingungen. Für Branchenanfänger ist eine Starthilfe vorgesehen, deren Höhe noch nicht bestimmt wurde. Die Bildung einer jungen Generation von Landwirten ist ein EU-weites Problem, da die meisten Branchenvertreter schon relativ alt sind.
Auch die Wiederherstellung des verfallenen Bewässerungssystems der bulgarischen Landwirtschaft soll in den kommenden sieben Jahren geschehen. Die Höhe der Investition wird demnächst festgelegt. Denn der Erfolg der Sektoren wie Obst- und Gemüseanbau, die demnächst gefördert werden sollen, wäre ohne die Bewässerungsanlagen undenkbar. Dazu kommen auch die Folgen des Klimawandels, die in Südeuropa am deutlichsten zu spüren sind.
"In Europa gibt es eine klare Tendenz der erhöhten Nachfrage nach qualitativer landwirtschaftlicher Produktion. Wenn man die Biolandwirtschaft fördern wird, wird das auch die Gewinne auf diesem Gebiet erhöhen. Daher bekommen die Biobetriebe in der nächsten Programmperiode auch mehr Mittel", sagte der bulgarische Landwirtschaftsminister Dimitar Grekow bei der Vorstellung des neuen Programms. In Bulgarien gibt es hervorragende Bedingungen für die Biolandwirtschaft, bislang haben aber die Mittel zur Unterstützung dieser Branche gefehlt.
Etwa ein Viertel der Beschäftigten in Bulgarien arbeiten in der Landwirtschaft. Nach Meinung des Ministers soll das neue Programm zu der Generierung von erhöhtem Mehrwert in der Branche beitragen, neue Arbeitsplätze schaffen und die Landflucht stoppen. Eine andere Frage ist, ob die für die kommenden sieben Jahre vorgesehenen 2 Milliarden Euro dafür ausreichend sind. Zumindest ist das ein Schritt in die richtige Richtung.
Übersetzung: Milkana Dehler
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