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EU-Subventionen schieben bulgarische Landwirtschaft an

Sechs Jahre nach dem EU-Beitritt Bulgariens analysierte das Institut für Marktwirtschaft den Nutzeffekt der flächengebundenen Direktzahlungen aus dem Agrarfonds der Gemeinschaft. Im Großen und Ganzen belebte die europäische Finanzspritze die bulgarische Landwirtschaft, die um das Millenium zwei schwierige Jahrzehnte durchmachte.

Der missglückte Ansatz zur Rückgabe von enteigneten Vermögenswerten, die zu einer starken Zerstückelung der landwirtschaftlichen Nutzflächen führte, als auch fehlende staatliche Agrarfördermittel brachten den Agrarsektor, den einstigen Stolz Bulgariens, an den Rande des Abgrunds. Der Zugang zu den EU-Fördermitteln nach 2007 sorgte für erneutes Interesse an der Landwirtschaft, auch wenn die Subventionen lediglich ein Drittel der Agrar-Fördermittel für die "alten" EU-Staaten ausmachen. "Ein Nutzeffekt der Direktzahlungen ist zweifelsohne die Zunahme der landwirtschaftlichen Nutzflächen zu Lasten des Brachlandes", heißt es in der Analyse des Instituts für Marktwirtschaft.

Leider profitierten von den Direktzahlungen vor allem die Eigentümer von Grund und Boden als auch der Grundstückmarkt, weniger die Landwirte. Im Zuge der Agrarfördermittel sind die Bodenpreise um knapp das Doppelte gestiegen (175 Prozent), geht aus der Institutsanalyse hervor. Natürlich führte die steigende Nachfrage nach landwirtschaftlichen Nutzflächen auch zu einem abrupten Anstieg der Pachtpreise - und zu einer verstärkten Zusammenlegung von Agrarflächen.

Allerdings kam es auch zu Extremen. Seit 2007 geht der Trend zu großbäuerlichen Strukturen, d.h. mit einer Flächenausstattung von über 100 ha. 2010 wurden bereits 82% der Agrarflächen des Landes von landwirtschaftlichen Großbetrieben mit einer durchschnittlichen Flächenausstattung von 671,7 ha bewirtschaftet. 2005 lag diese noch bei 538,5 ha. Zum Vergleich - der EU-Mittelwert für Agrarbetriebe mit über 100 ha Flächenausstattung liegt bei 264 ha, verweisen die Experten des Instituts für Marktwirtschaft. Diese enorme Flächenkonzentration betrifft vor allem die Donau-Ebene, die Kornkammer Bulgariens. Dort wurden die Grundbesitzer schnell zu Millionären. Das System der flächengebundenen Direktzahlungen hat zu einer Verzerrung der Agrarförderung geführt. Eine Hand voll Grundbesitzer, die vorwiegend Getreide anbauen, kassierten den Löwenanteil der Fördermittel. Gleichzeitig kämpften die kleinen Obst- und Gemüsebauern, die Viehzüchter und Bio-Landwirte ums Überleben.

Im Ergebnis dieses Ungleichgewichts schrumpfte der Bruttomehrwert aus der Landwirtschaft von 2000 bis 2012 um knapp 19 Prozent. Der Anteil der Landwirtschaft an der Wirtschaftsleistung schrumpfte um knapp die Hälfte - von 9,6% auf 5,1 %. Dieser rückläufige Trend hielt im Zeitraum 2008-2011 trotz EU-Beitritt des Landes und steigender Agrarsubventionen weiter an, verweist die Analyse.

Zu den positiven Ergebnissen im Zuge der europäischen Agrarsubventionen zählen die steigenden Einkünfte im Agrarsektor der letzten drei Jahre. Seit dem EU-Beitritt des Landes liegen diese im Schnitt um 15 Prozent höher als in den Jahren 2000 bis 2006. Der Großteil dieser Differenz kommt jedoch den Grundbesitzern in Form von Pachten zugute.

Andererseits muss sich Bulgarien für die Angleichung der Agrarsubventionen aller EU-Staaten einsetzen. Gegenwärtig erhalten die alten EU-Staaten bedeutend höhere Agrarsubventionen als die neuen Mitglieder der Gemeinschaft. Wie soll sich ein bulgarischer Gemüsebauer am Markt behaupten, wenn die heimischen Landwirte pro Hektar mit 300 Euro subventioniert werden, wogegen ihre Kollegen aus dem benachbarten Griechenland 3000 Euro Fördermittel für die gleiche Fläche kassieren? Eine drastische Wettbewerbsverzerrung ist offensichtlich.

Falls sich die Vorschläge zur Gemeinschaftlichen Agrarpolitik 2014-2020 in diesem Rahmen bewegen sollten, werden sich die Probleme um die Direktzahlungen offensichtlich vertiefen, prognostizieren die Analysten. Da sich das Direktzahlungsschema ungünstig auf den Ausbau des Agrarsektors in Bulgarien auswirkt, müsse dieses durch ein neutraleres Verfahren ersetzt werden, das in den alten EU-Staaten zur Anwendung kommt. Die Subventionen müssten spartenintern an die spezifischen Kosten und den Mehrwert gebunden werden. Auch müsse die Subventionierung verstärkt auf das Programm zur Entwicklung des ländlichen Raums ausgerichtet werden, über welches Investitionen und Innovationen in allen Agrarbereichen unabhängig von der Flächenausstattung finanziert werden.

Übersetzung: Christine Christov
По публикацията работи: Maria Dimitrowa-Pichot


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