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Bewässerung und mehr Land für die Tierzüchter – dringende Prioritäten des bulgarischen Agrarsektors

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Vor etwa zwei Monaten hat der bulgarische Staatspräsident Rossen Plewneliew die von ihm ernannte Übergangsregierung mit dem Entwurf einer nationalen Strategie für die Entwicklung der Landwirtschaft beauftragt, die als einer der Sektoren der Volkswirtschaft gilt, die in kritischer Lage sind. Der bisherige Agrarminister Professor Iwan Stankow berichtete vor Journalisten über die Hauptpunkte der Strategie, an der noch gearbeitet wird und die dem Parlament vorgelegt werden soll. Unter den dringendsten Maßnamen nannte er die Wiederherstellung des Bewässerungssystems im Land und die Versorgung der bulgarischen Tierzüchter mit landwirtschaftlichen Boden.

Im Strategieentwurf wird die Bedeutung der Getreideproduktion betont, die im guten Zustand ist und wesentlich zum Export von Agrarprodukten beiträgt. Man müsse aber dringende Maßnamen ergreifen und wesentliche Mittel zur Unterstützung der früher prosperierenden bulgarischen Obst- und Gemüseproduktion zur Verfügung stellen. Ihren Zustand bezeichnete Professor Iwan Stankow als "katastrophal". Ähnlich ist ihm zufolge auch der Zustand der bulgarischen Tierzucht.

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"Lediglich 10 bis 20 % des vom Land gebrauchten Obstes und Gemüses wird in Bulgarien produziert. Die übrigen 80-90 % werden aus dem Ausland importiert und haben oft eine zweifelhafte Qualität. Deswegen haben wir die Obst- und Gemüseproduktion zu einer sehr wichtigen strategischen Priorität erklärt. Dieser Sektor sichert nicht nur den Broterwerb vieler Landwirte, er könnte Mehrwert und neue Arbeitsplätze durch die breitere Entwicklung der Konservenindustrie schaffen. Für uns ist es außerordentlich wichtig auch die Entwicklung der Tierzucht zu fördern, die beim Übergang zur Marktwirtschaft in Bulgarien ebenfalls stark geschrumpft ist. Die Schafszucht z.B. ist stark eingebrochen - die Zahl der gehaltenen Tiere ist um das Zehnfache kleiner gegenüber den besten Zeiten 1984-1985. Das gilt auch für die Schweinezucht - von den 4,5 Millionen Tieren zur Wendezeit 1989-90 sind heute lediglich 650.000 Schweine übrig geblieben. Nur bei der Geflügelzucht sieht es einigermaßen gut, auch wenn es dort ebenfalls einen Rückgang gibt. Im Ergebnis importiert Bulgarien gegenwärtig 40 % des im Land verbrauchten Geflügelfleisches und 60 % des Rinder- und Schweinefleisches. Und beunruhigend ist, dass das staatliche und gemeindeeigene Weideland und Nutzflächen nicht sachgemäß verteilt wurden. Über die Hälfte des Landes kam zu Menschen, die keine Tiere züchten. Das muss dringend korrigiert werden."

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Der Einbruch bei der bulgarischen Tierzucht und beim Obst- und Gemüseanbau ist zum großen Teil den fehlenden staatlichen Subventionen in den letzten zwei Jahrzehnten verschuldet. Nach dem Beitritt des Landes zur Europäischen Union kommen die europäischen Subventionen pro Nutzfläche vor allem den großen Landeigentümern zugute, die Getreide produzieren. Auf diese Weise kommen knapp 80 % dieser Subventionen bei nur 4 % der Landwirte an. Deswegen muss eine Begrenzung der Höhe der Subventionen pro Landwirt erfolgen.

Zwei weitere große Probleme behindern die Entwicklung der zwei genannten kritischen Sektoren der bulgarischen Landwirtschaft. Bei Obst und Gemüse ist es die Zerstörung des Bewässerungssystems im Land im Laufe der Reprivatisierung der Landwirtschaft nach der Wende. Seine schnelle Wiederherstellung muss eine der Prioritäten der künftigen Strategie sein. Dafür wären Mittel der Gemeinsamen Landwirtschaftspolitik der Europäischen Union durch das Programm für die Entwicklung der Landregionen erforderlich. Was die Tierzucht anbelangt, da fehlen den Landwirten landwirtschaftliche Nutzflächen und sie können keine Subventionen pro Nutzfläche erhalten.

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"Es ist absolut notwendig, dass unsere Landwirte im Tierzuchtsektor Agrarland bekommen", meint Professor Radoslaw Slawow von der Thrakischen Universität, einer der Autoren der Strategie. "Ein großer Teil der Tierzüchter haben entweder überhaupt kein Agrarland oder sehr, sehr wenig. Deswegen befindet sich unsere Tierzucht in Agonie. Es sind schnelle gesetzgeberische Maßnamen erforderlich, damit die Tierzüchter Land bekommen."

Die Strategie sieht außerdem die Förderung der Biolandwirtschaft und die Entwicklung der Nahrungsgüterindustrie, sowie auch Maßnamen für einen größeren Anteil der bulgarischen Agrarprodukte in den ausländischen Handelsketten auf bulgarischem Gebiet vor.

Vladimir Daskalov
По публикацията работи: Maria Dimitrowa-Pichot


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