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Medien in Bulgarien: Defizite und Chancen

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Es ist kein Protest, es ist ein Prozess“. Diese Losung war auf einigen Plakaten während der Massendemonstrationen in Bulgarien im Winter zu lesen. Vermutlich werden die Geschichtsschreiber eines Tages über die Straßenproteste behaupten, sie waren eine Zäsur in den bulgarischen Nachwende-Jahren. Vielleicht werden sie sogar mit dem Sturz der sozialistischen Regierung von Jean Widenow 1997 verglichen, der im Bewusstein der Bulgaren als die eigentliche Wende hängen geblieben ist. Die Demonstrationen im vergangenen Februar haben die Regierung gestützt und vorgezogene Parlamentswahlen hervorgerufen. Hinter uns liegt ein Wahlkampf, wie wir ihn in Bulgarien bisher nicht erlebt haben – geprägt von Abhöraffären und Wahlbetrugsskandalen. Eine intensive Mediendebatte über die Defizite in der Politik, die die Menschen auf die Straße gebracht haben, fand jedoch nicht statt. So das Fazit der Konrad-Adenauer-Stiftung in einer Untersuchung der Wahlberichterstattung.

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Die Medienlandschaft in Bulgarien rühmt sich nicht gerade mit Freiheit und Qualitätsjournalismus. Öfter ausländische, und selten hiesige Medienbeobachter, kreiden die unklaren Eigentumsverhältnisse im Medienbereich, den wirtschaftlichen Druck auf Journalisten und den Hang zum Boulevard an. Dem schließt sich auch Christian Spahr an, Leiter des Medienprogramms der Konrad-Adenauer-Stiftung für Südosteuropa. „Qualitätsjournalismus hängt immer mit den wirtschaftlichen Grundlagen zusammen“, sagt er. Viele Medien seien in einer schwierigen wirtschaftlichen Situation. Und Qualitätsjournalismus koste immer auch Geld. Kein Wunder, dass die hochwertigen journalistischen Analysen in der Wahlberichterstattung ausgeblieben sind.

Man hat gesehen, dass die Medien mit mehreren Kandidaten kritisch umgegangen sind. Insofern gab es eine gewisse Ausgewogenheit. Es hat sich aber auch gezeigt, dass politische Inhalte - wie soll es mit dem Land nach den Demonstrationen weitergehen, welche Weichenstellungen stehen an - also inhaltliche Debatten in den Medien nicht sehr tief geführt wurden.“

Die Berichterstattung über die Proteste sei ein Strohfeuer gewesen. Die Diskussion flackerte kurz auf, aber es kam hinterher zu keiner tiefgreifenden Auseinandersetzung in den Medien, was diese Proteste langfristig für das Land bedeuten und was sich in der politischen Kultur ändern muss. Diese Diskussion findet teilweise in den sozialen Netzwerken statt und schafft den Sprung in die traditionellen Medien nicht. Christian Spahr sieht aber durchaus noch Chancen:

Es ist schade, dass diese Chance nicht überall ergriffen wurde, das auch in der Berichterstattung weiter aufzugreifen. Aber es ist gleichzeitig auch eine Option für die Journalisten in Bulgarien und für die Medien, diese Diskussion jetzt aufzugreifen, nach den Wahlen, um diese Debatte zu führen, und zwar unabhängig von einzelnen Parteien. Denn es hat sich gezeigt, dass die Demonstranten nicht eine einzelne Partei angegriffen haben, sondern dass sie Defizite in der politischen Kultur angesprochen haben. Ich glaube, es ist nach wie vor ein guter Anlass, diese Diskussion zu führen.“

Die Defizite in der politischen Kultur Bulgariens gelten im vollen Umfang auch für die journalistische Kultur. In den Jahresberichten der „Reporter ohne Grenzen“ rutschte Bulgarien von Platz 38 im Jahr 2002 auf aktuell Rang 87 ab. Ist die Medienfreiheit in Bulgarien gefährdet?

Ich sehe die Medienfreiheit nicht gefährdet in dem Sinne, dass die Berichterstattung zu bestimmten Themen verboten wäre“, kommentiert Christian Spahr. „Man kann nicht sagen, dass es eine staatliche Zensur gäbe. Die Pressefreiheit ist von der Verfassung garantiert. Aber es gibt eben Defizite in der Umsetzung und sie hängen teilweise mit den Strukturen im Medienbereich zusammen, aber vielleicht auch mit einer teilweise schwachen Tradition des investigativen Journalismus in Bulgarien.

Zudem seien die konkreten Freiheiten im Arbeitsalltag der Journalisten nicht ausreichend garantiert. Für Christian Spahr bestehen Defizite im gesetzlichen Bereich, so dass noch klarer geregelt wird, welche wirtschaftliche Transparenz für den Medienbereich gebraucht wird und inwiefern die wirtschaftliche Konzentration in der Presse zulässig ist oder nicht. Defizite gibt es aber auch in der journalistischen Ausbildung. Zum einen haben die Ausbildungsinstitutionen immer Mühe, mit der technischen Entwicklung Schritt zu halten. Die neuen Formen des Journalismus, wie Online- und soziale Medien, sind in der Ausbildung noch nicht ausreichend repräsentiert.

Viel wichtiger ist, dass die Debatte noch weiter geführt werden muss, welche Rolle Journalisten in einer Demokratie haben. Es geht um das Verständnis der vierten Gewalt und eben nicht um die Presse als Teil der Macht. Das Verständnis, dass die Presse eine Kontrollinstanz der Macht ist, sollte in der journalistischen Ausbildung noch ausgeprägter verankert werden“, meint Christian Spahr.

Das Medienprogramm der Konrad-Adenauer-Stiftung hat sich die journalistische Ausbildung zum Thema gemacht. Es bringt nun Experten zusammen, analysiert die Situation und will danach Vorschläge machen, welche Punkte besonders wichtig sind.

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По публикацията работи: Vessela Vladkova


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