Wenn wir die Erzählung über den Komponisten Peter Stupel mit seinem populärsten Lied beginnen wollten, hätten wir Schwierigkeiten, weil es viele sind. Mehrere Generationen Bulgaren begannen ihren Tag mit dem Kinderlied über das weiße Häschen und beendeten ihn mit dem Sandmännchen-Lied. Sie wuchsen auf mit der Musik zu dem populären Kinderfilm "Die Igel werden ohne Stacheln geboren", der Harmonikmelodie aus dem Film "Erster Punkt auf der Tagesordnung", dem ersten bulgarischen Musicalfilm "Die antike Münze", dem Film "Mein Vater - der Malermeister" oder dem unvergesslichen Thema aus der ersten bulgarischen Fernsehabenteuerserie "An jedem Kilometer".
Peter Stupel half in seiner Arbeit seine göttliche Gabe, die gute Bildung sowie seine menschliche Güte und Toleranz. Im Monat April wäre er 90 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass können wir uns an sein Schaffen und einige seiner wunderbaren Melodien erinnern.
Peter Stupel wurde in einer Musikerfamilie geboren. Um ihn herum wurde ständig musiziert und gesungen. Schon ganz klein war er in die Oper verliebt. Jede Woche ging er hin, um das Geschen dort zu sehen und zu hören. Er begann auch Klavier zu spielen, was außerordentlich wichtig für ihn wurde. Vielleicht wegen der guten Lehrer, mit denen er arbeitete - Mara Balsamowa und Andrej Stojanow.
"In meiner Ausbildung aus dieser Zeit gab es etwas - erinnert sich Peter Stupel - das, wie mir scheint, heute in der Musikeratmosphäre fehlt: die Liebe zur Musik im allgemeinen." Diese seine spezielle Einstellung wurde an der Musikakademie weiter entwickelt und vertieft und dafür gab es auch gute Gründe. Er kam in einen Jahrgang mit außerordentlich begabten jungen Menschen, die füreinander offen und bereit waren gemeinsam zu gehen und zu wachsen. Es schadete nicht, dass sie als Charaktere und ästhetische Ansichten ganz verschieden waren. Peter Stupel erinnert sich an sie mit den Worten: "Das Grundlegende für uns war die Liebe zur Musik: ob man fähig ist sie zu machen oder nicht. Niemand war unzufrieden und jeder kannte seinen Platz." Seine Kommilitonen waren sehr begabt, mit Würde, ohne ein Gramm Neid, ohne Komplexe, die für gewöhnlich das Mittelmass begleiten. Peter Stupel am nächsten waren Alexander Rajtschew, Konstantin Iliew, Bojan Letschew, Dobrin Petkow, Liljana Barewa. Auch ihre Lehrer waren namhafte Persönlichkeiten. Es genügt den Klassiker Pantscho Wladigerow zu nennen. Seine wichtigen Ratschläge haben wesentlich die Entwicklung des künftigen Komponisten beeinflusst. Er hatte ihn davon abgebracht, Partituren zu schreiben, bevor er mit seiner Ausbildung fertig war.
Es waren schwere Jahre nach dem Krieg. Aber die jungen Musiker, darunter auch Peter Stupel waren bereit alles zu tun. Er berichtet, wie sie dem damaligen Direktor der Oper und großen Komponisten Ljubomir Pipkow halfen: sie schrieben Noten ab, insbesondere seiner revolutionären Lieder und vervielfältigten sie. Peter Stupel nahm auch an den Abenden der Humorzeitung „Starschel“ mit lustigen Liedern und Gedichten teil - er spielte da Akkordeon. Das fiel ihm leicht, weil er schon in der Schule bei geselligen Beisammensein Tänze nach Gehör spielen konnte. Aber besonders wichtig für ihn war in jenen Jahren die Arbeit an unserem Haus, dem Nationalen Rundfunk. Gerne berichtet Peter Stupel, wie es dazu gekommen ist.
"Es trug sich zu, dass wir mit Alexander Rajtschew 1947 noch als Studenten den damaligen Direktor des Radios Arseni Letschew trafen. Und er sagte zu uns: "Die Kinderredaktion wird gegenwärtig reformiert. Die bekannte Dichterin Leda Milewa ist die neue Chefin und sie braucht einen Musiker. Und ich habe ihr gesagt, dass es an der Akademie zwei junge Menschen gibt; einer von ihnen spielt und der andere – schreibt Musik." Wir gingen zu ihr hin und stellten uns vor. "Es stimmt, sagte sie, ich brauche Musiker, aber nur einen." Wir erklärte kategorisch, dass wir nur zusammen zu haben sind. So arbeiteten wir mehrere Jahre - mit einen Gehalt, das wir uns teilten. So wurde eines der bekanntesten Lieder von Peter Stupel geboren – das Lied vom weißen Häschen.
"Das weiße Häschen ist ein unwahrscheinliches Beispiel", sagt Peter Stupel, "ich dachte, dass ich ein Lied schreibe, aus dem nichts wird. Ich war davon fest überzeugt. Für mich ist es bis heute unerklärlich, wie ein Lied so populär werden kann." Aber er sagt auch was anderes: "Da gibt es auch den Text! Beim Lied spielt der Text eine führende Rolle." Peter Stupel hatte einen makellosen Geschmack bei der Poesie. Er machte keine Kompromisse und nahm nur sinnvolle und schöne Texte. So war er nicht allein bei den Kinderliedern, sondern überall - im Kino, Theater, den Schlagern. Nach den Gedichten von Gianni Rodari, die zauberhaft von Valeri Petrow übersetzt wurden, schuf Peter Stupel einen wunderbaren Liederzyklus "Der Hoffnungsverkäufer". Man machte danach einen Film und er wurde zum Hit.
Weich, warm, einfach und ehrlich war Peter Stupel in seinen Liedern. Deswegen sind viele von ihnen uns in Erinnerung geblieben. Die Kinderlieder schätzte er am höchsten. Sie betrachtete er als das wichtigste, was er geschaffen hat.
Und noch etwas von Peter Stupel: "Viele fragen mich: früher hasst du Schlager geschrieben und sie wurden zu Hits. Warum schreibst du nicht mehr? Ich bin ein Autor der Massengenres - Musik für viele Menschen. Aber wenn in der Musik das Element der Industrialisierung zu spüren ist - zieht sie mich nicht mehr an", sagte Peter Stupel.
Wenn man heute an Peter Stupel denkt, muss man feststellen, dass er seinen Weg ruhig, im Einklang mit sich selbst zurücklegte. Er suchte nicht den Ruhm und versuchte immer und zu allen ein gerechtes Urteil zu fällen – über sich und über die anderen. Er war ganze 15 Jahre beim Ensemble der Volksarmee. Er kam zu dem Schluss, dass er da die Ruhe und gute Möglichkeit zu arbeiten haben wird. Dann wurde er Direktor beim Nationalen Fernsehen. Peter Stupel tat viel Gutes für die Sache der „großen“ Musik. Und von 1980 und bis zu seinem Lebensende 1997 war er Direktor des Festivals „Sofioter Musikwochen“. Peter Stupel liebte sehr diese Arbeit und begrüßte uns in den Konzertsälen, wie persönliche Gäste, immer elegant. Über diese seine Arbeit sagte er: „Ich hatte auch früher die Möglichkeit bei großen Musikereignissen dabei zu sein. Aber jetzt ist es anders. Man hat nicht nur die eigenen Eindrücke, sondern bemüht sich darum, das Gute auch den anderen zu zeigen.“
So war Peter Stupel – anständig und freigebig. Die Zeit dankt ihm mit der Erinnerung an seine vielen schönen Lieder und Melodien, geschaffen mit Talent und Liebe für Groß und Klein.
Übersetzung: Vladimir Daskalov
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