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Bedeutung des Umweltschutzes in der Landwirtschaft wird in Bulgarien unterschätzt

Foto: BGNES
Ende vergangenen Jahres wurde bekannt, dass Bulgarien 51 Mio. Euro aus dem EU-Programm für die Entwicklung des ländlichen Raums verliert. Dabei handelt es sich konkret um die Finanzierung von Umweltschutzmaßnahmen in der Landwirtschaft. Dem Leiter des staatlichen Fonds für Landwirtschaft zufolge haben die Landwirte in Bulgarien einfach kein Interesse an solche Maßnahmen gezeigt und entsprechend keine Projekte eingereicht. Ein weiterer Grund für Rumen Poroschanow ist der verspätete Start des EU-Programms.

Die Bedeutung des Umweltschutzes in der Landwirtschaft wird in Bulgarien chronisch unterschätzt. Dabei spielt die Nachhaltigkeit in der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU eine Schlüsselrolle. Doch, Bulgarien hat dies offensichtlich verschlafen und arbeitete die Mechanismen für die Finanzierung aus dem EU-Programm viel zu spät aus. Nun läuft das Land die Gefahr, noch weniger Mittel aus dem Topf für den Zeitraum 2014-2020 zu bekommen. Deshalb krempelte das Landwirtschaftsministerium die Ärmel hoch und arbeitet momentan an einer Reihe von Projekten im Bereich des Umweltschutzes. Darunter ist auch ein bulgarisch-schweizerisches Projekt, das für die Auswertung von umweltrelevanten Leistungen sehr nützlich sei, kommentierte die stellvertretende Landwirtschaftsministerin Swetlana Bojanowa. Der Schwerpunkt liege bei der nachhaltigen Entwicklung der Agrarregionen und dem Erhalt der biologischen Vielfalt. Doch, das alles sei laut Bojanowa in der Öffentlichkeit wenig bekannt, was auch das geringe Interesse der Landwirte aus den ländlichen Gegenden in Bulgarien erklärt.

Die gesamte Thematik Umweltschutz in der Landwirtschaft ist in Bulgarien unbekannt. Deshalb ist unser erster Ansatzpunkt die Aufklärung“, sagt die stellvertretende Agrarministerin Swetlana Bojanowa. „Das zweite Ziel ist die Wertsteigerung der landwirtschaftlichen Produkte aus nachhaltiger Produktion und die daraus folgenden höheren Einnahmen der Landwirte um rund 15%. Dazu gehört natürlich auch der Bio-Anbau. Das Landwirtschaftsministerium arbeitet deshalb seit Jahren intensiv daran, den Bio-Anbau zu fördern. Trotz der Anlaufschwierigkeiten behaupte ich, dass wir inzwischen auf erste Erfolge verweisen können. So haben wir viele bürokratische Hürden abgebaut, was die EU-geförderten Projekte deutlich attraktiver gemacht hat“, behauptet Swetlana Bojanowa.

Das angesprochene bulgarisch-schweizerische Projekt soll in der Öffentlichkeit in Bulgarien veranschaulichen, dass der Umweltschutz und die nachhaltige Entwicklung des ländlichen Raums Hand in Hand gehen und für alle gewinnbringend ist – sowohl für die Einheimischen, als auch für das ganze Land. Das Projekt dauert vier Jahre lang und findet in neun Schutzgebieten des Natura-2000-Netzes im West- und Mittelteil des Balkangebirges statt. Von dem erfolgreichen Abschluss hängt es ab, ob das Projekt auch in anderen Landesteilen fortgeführt wird. Spätestens dann werden die Menschen in Bulgarien überzeugt, dass das Naturschutznetz Natura 2000 kein Hindernis für die Wirtschaftstätigkeit in den Schutzgebieten ist, behauptet Wesselina Kawrakowa vom WWF Bulgarien. Ganz im Gegenteil, sagt die Naturschützerin – die wirtschaftliche Tätigkeit in einem Schutzgebiet und seine Produkte werfen wesentlich höhere Gewinne ab, als in anderen Landesteilen. Hinzu kommt auch, dass die Nachfrage nach Bio-Produkten in Bulgarien kontinuierlich steigt.

Die erhaltene Natur bedankt sich beim Menschen und ist Voraussetzung für eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung in den Schutzgebieten“, führt Wesselina Kawrakowa vom WWF weiter aus. „Die erhaltene Natur, die biologische Vielfalt und die gut funktionierenden Ökosysteme zahlen sich unter dem Strich aus. Das ist die Voraussetzung für ein wertvolles und gesundes Leben, für eine höhere Lebensqualität und für eine Wertsteigerung der Produkte aus diesen Regionen“, sagt Kawrakowa.

Im Rahmen des bulgarisch-schweizerischen Projekt sollen etwa 30 Bauernhöfe unterstützt werden. Darunter sind Molkereien, Käsereien, Schlachthöfe, Imkerbetriebe u.a. Zu den Projektzielen gehört auch die Einrichtung von ersten Bauernmärkten in Sofia, Montana, Trojan und Karlowo, wo die Bauern ihre Produkte direkt an den Mann bringen können. Und noch etwas – im Rahmen des Projektes sollen 27 typisch bulgarische, vom Aussterben bedrohte autochthone Tierarten geschützt und erhalten werden.

Übersetzung: Vessela Vladkova
По публикацията работи: Maria Dimitrowa-Pichot


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