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Bulgarien unterzeichnete das South-Stream-Abkommen und bekam 20 Prozent Gaspreisrabatt

Gazprom-Chef Alexej Miller und Premier Bojko Borissow nach der Vertragsunterzeichnung in Sofia
Foto: BGNES
Bulgarien hat gestern als letztes Teilnehmerland das Investitionsabkommen über den Bau der Gaspipeline South Stream unterzeichnet. Russland drängte darauf, denn nur Bulgariens Unterschrift fehlte, um das strategisch wichtige Mammutprojekt zu starten. Nun ist der Weg frei für die Pipeline, die Europa mit russischem Erdgas versorgen soll, und zwar indem die Ukraine umgegangen wird. Moskau setzte alles daran, um den Baubeginn noch in diesem Jahr zu erreichen. Was wiederum Sofia einen starken Trumpf in die Hand für die Verhandlungen über den Gaspreis für Bulgarien drückte.

Die insgesamt schätzungsweise 25 Milliarden teure South-Stream-Pipeline soll von Russland unter dem Schwarzen Meer nach Bulgarien und von dort in zwei Leitungen bis nach Österreich und Italien gebaut werden. Unbekannt ist, wie teuer der rund 900 Kilometer lange Unterwasserabschnitt zwischen der russischen Stadt Anapa und dem bulgarischen Hafen Warna kosten soll. Die Schätzungen reichen von 3,3 bis 10 Milliarden Euro. Die tiefste Verlegestelle liegt 2.250 Meter unterhalb der Meeresoberfläche. Die Gasleitung auf der Erdoberfläche wird durch Bulgarien 540 Kilometer zurücklegen. Die Pipeline soll 25 Jahre lang in Betrieb bleiben, wobei die maximale Betriebsdauer bei 40 Jahren liegt. Offizieller Baubeginn soll am 7. Dezember sein. Dann wird auch Präsident Wladimir Putin erwartet.

Mit South Stream hat Bulgarien seine Gaslieferungen für die Zukunft abgesichert und wird von anderen Ländern nicht mehr abhängig sein“, kommentierte Wirtschafts- und Energieminister Deljan Dobrew. Gazprom-Chef Alexej Miller, der für die Vertragsunterzeichnung nach Sofia gereist war, bezeichnete South Stream als das größte Investitionsprojekt in Europa.

Der Vertrag zwischen Bulgarien und Russland hat eine Frist von 10 Jahren. Es legte auch einen neuen, deutlich niedrigeren Gaspreis für Bulgarien fest – ab dem 1. Januar 2013 zahlt Bulgarien 405 Dollar für 1.000 Kubikmeter, oder um 20 Prozent weniger, als bisher. „Das ist der denkbar niedrigste Preis, den ein Land, das in die Pipeline nicht investiert, erreicht hat“, stolzierte der bulgarische Ministerpräsident Bojko Borissow. Gazprom-Chef Miller gab anschließend bekannt, dass der Energieriese weitere Investitionsvorhaben in Bulgarien habe, darunter den Bau von Gaswerken.

Die Europäische Kommission hat gestern sehr verhalten auf die Nachricht aus Sofia reagiert. Die EU-Kommission verfüge über keine detaillierte Information zum South-Stream-Projekt, erklärte der EU-Energiekommissar Günther Oettinger in Brüssel.
Wenn die Pipeline das Hoheitsgebiet der Europäischen Union erreicht, müsse sie den EU-Anforderungen entsprechen. Dazu zähle auch das so genannte "dritte Energiepaket", das Energiekonzerne wie Gazprom verpflichtet, alternativen Lieferanten Zugang zur eigenen Infrastruktur zu ermöglichen. Es sei noch unklar, ob Russland eine Ausnahme dieser Vereinbarungen beantragen werde. "Falls es dazu kommt, ist die Europäische Kommission bereit, harte, aber faire Verhandlungen zu führen", sagte der EU-Energiekommissar.

Das "dritte Energieprojekt", das 2009 vom Europäischen Parlament beschlossen wurde, hat die Liberalisierung der Gas- und Strommärkte in der EU zum Ziel. Es verpflichtet zudem die Energiekonzerne, in Produktions- und Betriebsnetze aufgeteilt zu werden. Damit würden Einschränkungen einhergehen, die Russland nicht hinnehmen will.

South Stream gilt als Konkurrenzprojekt zur geplanten Nabucco-Pipeline, die Gas aus Zentralasien nach Westen bringen soll und mit der die EU unabhängiger von Russland werden will.

Übersetzung und Redaktion: Vessela Vladkova
По публикацията работи: Tanja Harisanowa


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