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Schere zwischen Lebenshaltungskosten und Einkommen reißt immer weiter auseinander

Foto: BGNES
Die Preise der wichtigsten Waren und Dienstleistungen schießen in Bulgarien in die Höhe. Der Diesel erreichte bisher unbekannte Preisrekorde, auch der Benzinpreis explodiert. Für die Zentralheizung – ein großes Problem für viele Bulgaren – müssen wir mehr bezahlen als in früheren Jahren. Die Rechnungen dafür sind im kalten Winter um bis zu 50 % höher. Sehr schnell wachsen die Preise einiger Nahrungsmittel. Die bevorstehende Verteuerung von elektrischem Strom, Wasser, Erdgas und Zentralheizung wird noch mehr private Haushalte betreffen. Bereits im dritten Jahr sind die Löhne und Gehälter im öffentlichen Sektor eingefroren. Das gleiche gilt für die sehr niedrigen Renten. Eine höhere Bezahlung gibt es im privaten Sektor sehr oft auf Kosten der Reduzierung des Personals. Laut dem Merkmal von Eurostat „Relativer Anteil der Bevölkerung in Armut und sozialer Ausgrenzung“ ist fast die Hälfte der Bulgaren von Armut bedroht. Nach einem anderen Merkmal von Eurostat – der Zahl der Personen, die unter starken materiellen Entbehrungen leiden – sind es bei uns 35 % der Bevölkerung. Und sie nehmen zu, weil nach Angaben der staatlichen Beschäftigungsagentur allein im Januar 50.000 Menschen entlassen wurden, vornehmlich aus dem privaten Sektor.

Ende vergangenen Jahres betrugen die Lebenshaltungskosten für eine Person eines vierköpfigen privaten Haushaltes laut dem Institut der soziale und gewerkschaftliche Studien bei der Gewerkschaft Konföderation der unabhängigen Gewerkschaften Bulgariens 274 Euro. Über die Hälfte des Lohnes der Bulgaren wird für die Strom-, Heizungs-, Wasser-, Verkehrsmittelrechnungen ausgegeben. Das ist ein sehr hoher Anteil im Vergleich zu anderen europäischen Ländern. In einer Sofioter Tageszeitung hat man ausgerechnet, dass die Kosten für die Heizung und den Strom für eine Wohnung in Bulgarien im Januar bei über 180 Euro lag. In Belgien würden die Ausgaben für eine ähnliche Wohnung die gleichen sein, aber die Löhne wären mindestens um das Sechsfache höher. Die Bulgaren verdienten im Dezember 2011 im Durchschnitt 360 Euro im Monat.

Der Bulgare bekommt keine würdige Bezahlung für seine Arbeit, ist man in der größten Gewerkschaftsvereinigung – der Konföderation der unabhängigen Gewerkschaften Bulgariens überzeugt. Die Polarisierung der Einkommen vertieft sich. Die ärmsten 20 Prozent Bulgaren sind fast um das Sechsfache ärmer als die reichsten 20 Prozent im Land. Es ist der größte Einkommensunterschied in Europa. Dabei erfasst die Statistik die Superreichen nicht. Der Anteil des Arbeitseinkommens im Bruttoinlandsprodukt in Bulgarien ist wesentlich niedriger als in den anderen europäischen Staaten.

„Gar nicht zu reden vom Verhältnis unserer Löhne zu den deutschen in absoluten Zahlen“
, sagt der Präsident der Gewerkschaftsvereinigung Plamen Dimitrow. „Der Bulgare bekommt eigentlich auch nicht das, was ihm von dem zusteht, was er produziert hat. Man spricht viel von der Arbeitsproduktivität bei uns. Es heißt: „Unsere Landsleute haben eine niedrige Produktivität, deswegen haben sie die niedrigsten Löhne in der Europäischen Union.“ Das ist nur teilweise richtig. Eigentlich beträgt die Produktivität der Bulgaren laut Eurostat 44 % des europäischen Durchschnitts. Aber unser Bruttolohn in Industrie und Dienstleistungen macht 25 % des europäischen Durchschnitts aus. Das ist die Wahrheit. Und das muss verändert werden und die Ressourcen des Produzierten müssen umverteilt werden.“

"Offensichtlich ist die Bildung des Arbeitspreises bei uns „faul“, sagt Plamen Dimitrow weiter. "Die Gewerkschaft beginnt eine Studie des Arbeitspreises in zehn Industriebranchen. Dabei geht es um die Summe der Löhne, die Qualifikation des Personals, die Ausgaben für die Arbeitsbedingungen, für Erholung usw. So wird man die Wahrheit über den realen Preis der Arbeit in diesen Branchen finden, welche Entlohnungssysteme es gibt und ob sie der normalen europäischen Praxis entsprechen. In einigen Sektoren, wie der erzeugenden Industrie, den Informationstechnologien, der Pharmazie nähert sich die Bezahlung den normalen Werten", sagt Plamen Dimitrow.

Übersetzung: Vladimir Daskalov
По публикацията работи: Milka Dimitrowa


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