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Bulgarische Bankenauflagen sind laut Experten um das Doppelte strenger als die europäischen

"Die Bulgarische Zentralbank besann sich lange vor dem Europäischen Rat auf die Notwendigkeit, dass die Banken ihre Kapitaladäquanz aufstocken müssen und setzte dies in Bulgarien durch", sagt Emil Harsew.
Foto: Tanja Harisanowa
Die Probleme um die Schuldenkrise in Europa haben auch die größten Skeptiker überzeugt, dass die bulgarischen Banker Recht behalten sollten. Monatelang versuchten sie uns zu überzeugen, dass das bulgarische Bankensystem vor dem Hintergrund der Finanzkrise in der Europäischen Union stabil sei und unser Finanzsektor keine Erschütterungen zu erwarten habe. Jetzt ziehen jedoch erneut dunkle Wolken auf. Wie können sich die Banken in Bulgarien vor den Krisenviren ihrer Mutterbanken schützen? Zumal die europäischen Finanzinstitutionen bis Ende Juni dieses Jahres ihr sogenanntes hartes Eigenkapital auf 9 Prozent ihrer risikogewichteten Vermögenswerte aufstocken müssen. D.h. sie müssen weitere rund 115 Milliarden Euro Kapital in ihre Tresore fließen lassen. Internationale Bankexperten und Finanzanalysten gehen davon aus, dass die Eigenkapitalaufstockung der Banken zu Lasten ihrer Tochtergesellschaften in Mittel- und Osteuropa gehen könnte. Aufgrund der schlechten Verwaltung der öffentlichen Finanzen sehen sie dabei vor allem in Ungarn gefährdet. Auch haben die Experten Länder wie Bulgarien, Rumänien und Serben im Visier, die aufgrund der Griechenland-Krise besonders anfällig seien.

Allerdings attackierten die Banken in Bulgarien bereits zu Beginn der Finanzkrise den Markt, zogen in Form von Rücklagen enormes Kapital an und reduzierten so die Notwenigkeit von Außenfinanzierungen. Andererseits schrumpfte die Kreditvergabe, da sich die Unternehmen krisenbedingt nicht weiter verschulden wollen, wozu nicht zuletzt auch die strengen Konditionen der Banken beitragen. Und so bleibt das angehäufte Kapital liegen, d.h. die Banken verfügen über hinreichend freies Kapital. Ein gewisses Gefahrenpotential ist dennoch vorhanden, da man in Europa über „koordiniertes Vorgehen“ nachdenkt, um einen raschen und massiven Kapitalabzug aus den Ländern Mittel- und Osteuropas zu vermeiden. Denn das würde die Banken handlungsunfähig machen und ihre Kreditsparte lahm legen. Derzeit kursieren Gerüchte, dass westeuropäische Banken 1,4 Milliarden Euro aus ihren Tochtergesellschaften in Bulgarien abziehen wollen.

„Die Verbreitung von angsteinflößenden Gerüchten ist im Finanzsektor gang und gäbe. Die Folge sind unsichere Kunden und steigende Zinsen. Ich traue westlichen unabhängigen Studien nicht über den Weg, da jeder in diesem Sektor seine eigenen Interessen verfolgt“, meint der bekannte Finanzier Emil Harsew in einem Interview für Radio Bulgarien.

„Die Wirtschaftssysteme einiger europäischer Staaten weisen drastische Unterschiede auf – erklärt Emil Harsew. – Nehmen wir beispielsweise Bulgarien und Rumänien. Zwei Nachbarstaaten, der eine mit einem Währungsrat und einem ausgeglichenen Haushalt, der andere mit gleitendem Durchschnitt und jahrelang angehäuften Schulden im Finanzsektor, mit unterschiedlicher Eigentumsstruktur im Bankensystem. Fast alle Parameter weisen erhebliche Differenzen auf. Eine andere Tatsache, die offensichtlich das Eintreten der düsteren Prognose verhindert, ist, dass die Mittel, die die westlichen Mutterbanken in ihren osteuropäischen Tochtergesellschaften angelegt haben, vergeben sind. Die Kredite haben eine durchschnittliche Laufzeit von über fünf Jahren. D.h. die Mutterbanken müssen fünf Jahre auf die Mittel warten - 2012 wird die Prognose wohl nicht eintreten. Auch halten die Banken, wie vom bulgarischen Gesetzgeber vorgeschrieben, ein festgelegtes Eigenkapital. Jede Bank, die diesen Vorgaben zuwider handelt, muss damit rechnen, dass sie innerhalb von 24 Stunden von der Zentralbank geschlossen wird. Politiker pflegen zu sagen, Osteuropa geht es schlecht, Westeuropa geht es gut. Das sind alles nur politische Klischees und Vorurteile.“

Nach Ansicht einiger Experten könnte es sich erforderlich machen, dass die bulgarischen Banken ihre Kapitaladäquanz von 15 auf 9 Prozent senken müssen.
„Das kann man ausschließen, da für Bulgarien tendenziell höhere Auflagen gelten und das aus folgenden Gründen – argumentiert Emil Harsew. – An erster Stelle sei der 1997 eingeführte Währungsrat genannt, was in keinem westeuropäischen Land der Fall ist. Und – die bulgarischen Banken haben keinen Zugang zu Refinanzierungen, d.h. die Europäische Zentralbank stellt ihnen im Bedarfsfall keine Mittel zur Verfügung. Aus diesem Grund besann sich die Bulgarische Zentralbank BNB lange vor dem Europäischen Rat auf die Notwendigkeit, dass die europäischen Banken ihre Kapitaladäquanz aufstocken müssen und setzte dies in Bulgarien durch. Diese Auflage ist bei uns nach wie vor verbindlich. Egal, in welchem Land die Mutterbanken sitzen, gemäß Lizenz und Handlungsbereich sind die Finanzinstitutionen vor Ort bulgarische Banken, für die bulgarisches Recht gilt. Die bulgarischen Auflagen sind um das Doppelte strenger als die europäischen, da es in Bulgarien einen Währungsrat gibt.“

Übersetzung: Christine Christov
По публикацията работи: Tanja Harisanowa


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