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Das Leben in Bulgarien wird teuerer

Die Ressourcen der Bulgaren werden immer weniger und die Lebensmittel – immer teuerer. Dabei wachsen die Einkommen nur gering. Somit befinden sich immer mehr Menschen an der Armutsgrenze. Dies zeigt eine Studie des Instituts für soziale und gewerkschaftliche Studien der Konföderation der unabhängigen Gewerkschaften Bulgariens KNSB.

Unter den wichtigsten Faktoren für die Verteuerung des Lebens im letzten Jahr sind die Erhöhung der Verbrauchersteuer auf den Kohlen und den Zigaretten sowie der Mineralölsteuer für Sprit, erklärt Wioleta Iwanowa, Expertin bei der Gewerkschaftskonföderation.
"Die Verteuerung von Grundnahrungsmitteln und Brennstoffen weltweit wirkte sich auch auf den bulgarischen Markt aus", sagt sie. "Im letzten Jahr gab es eine stufenartige Erhöhung der Preise von Erdgas, Strom und Fernwärme sowie des Verkehrs und der Dienstleistungen. Dazu hat auch die fehlende Regulierung der Preise beigetragen, die zu einer unkontrollierten Situation bei der Preispolitik der Händler und der Zwischenhändler gegenüber den Herstellern und den Kunden geführt hat".

Ende letzten Jahres hat man für den Lebensunterhalt einer Person 274 Euro im Monat gebraucht. Für eine vierköpfige Familie aus zwei Erwachsenen und zwei Kindern waren fast 1.100 Euro im Monat nötig. Das bedeutet eine Erhöhung von fast 5 Prozent innerhalb nur eines Jahres. Unter der Armutsgrenze, die für das letzte Jahr offiziell auf 106 Euro im Monat gelegt wurde, entfallen 23 Prozent der bulgarischen Haushalte, die monatlich nur über 100 Euro verfügt haben. Dort sind die Misere und die Entbehrungen am schlimmsten. Etwa 43 Prozent der Haushalte hatten im letzten Jahr ein Monatseinkommen von 135 Euro, was dem Mindestlohn nach der letzten Aktualisierung von September 2011 gleich ist. Nur 12 Prozent der bulgarischen Familien hatten mehr als das Notwendige für ihren Lebensunterhalt im Monat.

Die Studie zeigt, dass es im letzten Jahr eine Erhöhung der Löhne im privaten Sektor gab, wobei im öffentlichen Bereich de facto eine Senkung zu beobachten ist. Gleichzeitig wurden bei fast der Hälfte der Branchen in der Wirtschaft neue Arbeitsplätze geschaffen, in der anderen Hälfte aber gab es wesentliche Reduzierungen. Am bedeutendsten waren sie in der Gewinnungsindustrie, bei der Holzverarbeitung, im Bergbau, bei der Erdölverarbeitung, sowie in der IT-Branche, bei den Telekommunikationen und im Bausektor. Fast 30 Prozent der Beschäftigten im Land oder etwa 610.000 Menschen arbeiten in den am schlechtesten bezahlten Branchen der Wirtschaft. Nach Meinung von Plamen Dimitrow, Präsident der Gewerkschaftskonföderation, habe sich die strenge Finanzpolitik der Regierung im letzten Jahr gravierend auf den Zustand der bulgarischen Familien ausgewirkt.

"Die Regierung hat sich zu sehr auf die Finanzdisziplin konzentriert und hat dabei die wachsende Armut der Bevölkerung übersehen", sagt er. "Wir haben zugelassen, dass die Lebensmittelpreise und die Preise der wichtigsten Waren und Dienstleistungen in die Höhe gegangen sind, was sich dramatisch auf den ärmsten Teil der Bevölkerung ausgewirkt hat. Man hat stufenweise auch den Strompreis und die Preise einiger Medikamente und Gesundheitsdienstleistungen erhöht. Das hat die Armen zusätzlich belastet. Angaben einer Eurostat-Studie aus dem letzten Jahr belegen, dass fast 50 Prozent der bulgarischen Bevölkerung am Rande oder unter der Armutsgrenze und in sozialer Ausgrenzung lebt. Der Anteil der Menschen, die in schwerer materieller Not leben, beläuft sich auf 35 Prozent, der EU-Durchschnitt hingegen ist 8 Prozent".

In Bulgarien wächst die Polarisierung der Einkommen, meint Plamen Dimitrow weiter. Der Unterschied zwischen den Einkommen der Reichen und der Armen ist der größte in Europa. Laut Gewerkschaften sei die Behauptung, dass die Löhne in Bulgarien wegen der niedrigen Arbeitsproduktivität auch niedrig sind, zum Teil richtig. Denn die Angaben von Eurostat zeigen, dass die Arbeitsproduktivität bei uns nur etwa 44 Prozent aus dem EU-Durchschnitt ausmacht. Der Durchschnittsbruttolohn und die Kaufkraft in Bulgarien entsprechen nur 25 Prozent dem europäischen Durchschnitt. Deswegen beginnt die Konföderation der unabhängigen Gewerkschaften demnächst eine großangelegte Studie über die Lohnzusammensetzung und die Systeme in 10 Branchen, die dann mit den europäischen Praktiken verglichen werden.

Übersetzung: Milkana Dehler
По публикацията работи: Milka Dimitrowa


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