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Jugendwelle Sofia: Harvard-Studenten unterstützen bulgarische Sozialwaisen

Seit 2007 führt die Stiftung alljährlich eine Sommerakademie durch, im Rahmen derer einige Wochen lang Kinder aus verschiedenen Heimen des Landes zusammenkommen.
Foto: BGNES
Ein stets aktuelles Thema in Bulgarien sind die Sozialwaisen und ihre Probleme. In den letzten Jahren wurden erste Schritte unternommen, um diese Kinder und Jugendlichen aus den Heimen in Pflegefamilien und Familienhäusern unterzubringen. Allerdings kommt dieses Vorhaben nur schleppend voran, da diese Art der Fürsorge bei uns noch nicht besonders populär ist. Mit der Vollendung der Volljährigkeit wartet auf die Sozialwaisen die schwierigste Herausforderung – der Schritt in ein eigenständiges Leben außerhalb der Sozialeinrichtungen.

„Nur wenige sind sich der Tatsache bewusst, dass diese Kinder auf einen Schlag mit zahlreichen Problemen wie Arbeits- und Wohnungssuche oder neue Freunde konfrontiert werden, wofür ihnen die Erfahrung und der Rückhalt der Familie fehlt“, meint Harvard-Studentin Elena Furnadschiewa. Vor vier Jahren entschließt sie sich gemeinsam mit ihren Studienfreunden eine Sommerakademie namens „Ein Schritt für Bulgarien“ zu organisieren, an der sich bulgarische und US-amerikanische Studenten beteiligen. Einen Monat lang arbeiteten sie mit Kindern aus verschiedenen Heimen des Landes. Sie bringen ihnen bei, wie man mit dem Computer arbeitet, unterrichten sie in Englisch oder hören sich einfach nur ihre Probleme an und suchen gemeinsam nach Lösungen. In der Folgezeit entsteht die Idee, die Stiftung „Einen Schritt für Bulgarien“ zu gründen.

© Foto: www.stepforbulgaria.org

„Über die Gründung einer Stiftung zur Arbeit mit Sozialwaisen hatten wir eigentlich noch gar nicht nachgedacht“, erzählt Elena Furnadschiewa. „Jedoch erwiesen sich die Ergebnisse unserer ersten Sommerakademie als ausgesprochen gut, die Kinder waren sehr zufrieden, die Freiwilligen – voller Enthusiasmus. Und so beschlossen wir, eine Stiftung zu gründen und weiterhin Sozialwaisen zu unterstützen. Seit 2007 führen wir alljährlich eine Sommerakademie durch, im Rahmen derer einige Wochen lang Kinder aus verschiedenen Heimen des Landes zusammenkommen. Hier erlangen sie grundlegende Computerkenntnisse, Englischkenntnisse, unternehmerische Fähigkeiten und Fähigkeiten zur Teamarbeit. Mehr noch – aufgrund unserer erfolgreichen Tätigkeit haben wir ein ganzjähriges Bildungsprogramm in Angriff genommen, in das Kinder aus einigen bulgarischen Städten einbezogen sind. Wir treffen uns zweimal monatlich und erörtern mit ihnen ihre Zukunftspläne nach dem Verlassen der Heime. Wir versuchen, sie in Berufsausbildungskursen unterzubringen und ihnen Plätze für Berufspraktika zu vermitteln – alles Dinge, die ihnen helfen werden, später Fuß zu fassen.“

Elena und ihre Freunde von der Stiftung „Ein Schritt für Bulgarien“ sind ständig auf der Suche nach Unterstützung, die ihnen in den letzten Jahren vom Sozialhilfefonds des Arbeits- und Sozialministeriums, von diversen in- und ausländischen Nichtregierungsorganisationen und Firmen gewährt wurde. „Ständig sind wir auf der Suche nach Sponsoren und Finanzierung. Das wichtigste jedoch sind unsere Freiwilligen – motivierte junge Leute, die über die Stiftung anderen helfen wollen“, erzählt Elena Furnadschiewa und verweist auf Seminare, Rundtischdiskussionen, Kurse und das Programm „Lebe und handle“.

„Das Programm ist ein Modul des diesjährigen Bildungsprogramms, das in Unterstützung der Stiftung für Bürgergesellschaft in Mittel- und Osteuropa realisiert wird – erklärt Elena Furnadschiewa. – Das von der Jugendorganisation der Stiftung erarbeitete Programm „Lebe und handle“ hat zwei Hauptziele. Das erste ist die Schaffung eines sozialen Umfelds für ein besseres Verständnis von Menschenrechtsverletzungen und Diskriminierungspraktiken, denen Sozialwaisen ausgesetzt sind. Und zweitens sollen Vertreter dieser jugendlichen Zielgruppe zur umsichtigen Verteidigung ihrer Menschenrechte befähigt werden. Die Freiwilligen der Stiftung „Ein Schritt für Bulgarien“ haben im Rahmen ihrer mehrjährigen Arbeit erfahren, dass die Heimkinder einer Reihe von öffentlichen Vorurteilen ausgesetzt sind, die ihre erfolgreiche Integration in die Gesellschaft erschweren. Oft wird ihnen der Zugang zu grundlegenden öffentlichen Dienstleistungen verweigert – beispielsweise der Freibadbesuch im Sommer. Oder sie bekommen eben den Job nicht, weil sich die Auffassung eingebürgert hat, dass sie nicht über die entsprechenden Fähigkeiten und Fertigkeiten verfügen. Die Freiwilligen hoffen, dass die Jugendlichen im Rahmen ihres Trainings den Grund für die ungerechten Reaktionen verstehen und die Fähigkeit erlangen, sich Vorurteilen, Diskriminierung und der Untergrabung ihrer menschlichen Würde und Menschenrechte zu widersetzen.“

Übersetzung: Christine Christov
По публикацията работи: Diana Hristakiewa


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