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Kehren die bulgarischen Emigranten in die Heimat zurück?

Etwa 450.000 Bulgaren sind laut einer Studie der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften binnen der letzten fünf Jahre in die Heimat zurückgekehrt.
Foto: BGNES
Vor wenigen Tagen hat der bulgarische Bildungsminister Sergej Ignatow überraschend erklärt, ausgewanderte Bulgaren würden massenweise in die Heimat zurückkehren. Der Staat müsse dringend etwas unternehmen, damit die Kinder der Heimkehrer Bulgarisch lernen, um im Schulunterricht nicht hinter ihren Klassenkameraden zurückzubleiben.

Die Behauptung von Bildungsminister Ignatow, dass seit 2010 ca. 200.000 Menschen „auf dem Weg in Richtung Bulgarien“ seien, hat für zahlreiche Kommentare unterschiedlichster Art gesorgt, zumal die besagten Zahlen von keiner offiziellen Quelle bestätigt worden sind. Übrigens greift jede neue Regierung das Thema von der „bevorstehenden“ Rückkehr der bulgarischen Emigranten immer wieder gern neu auf, genau wie die gängigen Versprechen über eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage und des Lebensstandards in Bulgarien. Könnte es aber sein, dass die Finanzkrise in Europa das zu tun vermag, was etlichen bulgarischen Regierungen bislang misslungen ist? Mit anderen Worten – wäre es möglich, dass unsere Landsleute infolge der Krise wirklich in die Heimat zurückfinden? Gemäß einer unlängst vom Wirtschaftsinstitut bei der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften veröffentlichten Studie scheint die Antwort auf diese Frage eher positiv auszufallen. Trotzdem bleiben viele Fragen offen.

Fast eine halbe Million oder genauer gesagt 450.000 Bulgaren sind der zitierten Studie zufolge binnen der letzten fünf Jahre in die Heimat zurückgekehrt. Die Finanzkrise hat vielen Bulgaren, die nach einem Job im Ausland aus waren, einen Strich durch die Rechnung gezogen. Unsere Emigranten können sich in Rezessionszeiten in solchen Ländern wie Griechenland, Spanien, Italien etc., wo sie traditionell auswandern, nicht behaupten. Deshalb kehren die arbeitslosen Bulgaren hauptsächlich aus diesen Ländern wieder nach Hause zurück. Die meisten von ihnen üben niedrig qualifizierte Berufe aus und arbeiten vor allem im Bauwesen, in der Landwirtschaft und in anderen von der Krise betroffenen Wirtschaftszweigen. Im Gegensatz zu ihnen haben hochqualifizierte bulgarische Emigranten, die in der Regel von den ausländischen Arbeitgebern hoch geschätzt und gut bezahlt werden, keinerlei Absicht, wieder nach Bulgarien zurückzukehren. Inwiefern sind also die Hoffnungen begründet, dass die heimischen Emigranten der bulgarischen Wirtschaft etwas auf die Sprünge helfen könnten? Das Problem ist, dass die meisten Auswanderer, die nach Bulgarien zurückkehren, schlecht gebildet sind und sich auf dem bulgarischen Arbeitsmarkt schwer behaupten können. Angaben der Nationalen Statistik zufolge haben 15 Prozent der Arbeitslosen in unserem Land nur den Grundschulabschluss geschafft.

„Wenn wir von zurückkehrenden Emigranten sprechen, ziehen wir den Begriff „zirkulierende Emigration“ vor“, kommentiert für Radio Bulgarien Wesselin Mintschew, stellvertretender Direktor des Wirtschaftsinstituts bei der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften. „Gemäß unserer Studie sind ca. 400.000 bis 500.000 Bulgaren in die Heimat zurückgekehrt. Zwei Drittel von ihnen wollen allerdings in Zukunft wieder auswandern. Deshalb ist es unklar, ob diese Menschen auf die Dauer hier bleiben oder unser Land erneut verlassen werden“, meint Wesselin Mintschew.

Es ist verständlich, dass nach dem EU-Beitritt Bulgariens im Jahr 2007 die Zahl unserer Landsleute, die in einem anderen EU-Land arbeiten und leben wollen, erheblich angestiegen ist. Laut der Studie wollen ca. 200.000 Bulgaren dauerhaft auswandern. Als Grund für ihre Entscheidung führen sie wirtschaftliche Argumente an. Zu jenen Bulgaren, die unser Land verlassen wollen, zählen auch Tausende Absolventen, die jedes Jahr die Universitäten in Europa mit ausgezeichneten Zeugnissen und international anerkannten Sprach-Zertifikaten stürmen. Die gute Nachricht ist, dass nur 10 Prozent der potentiellen Emigranten ihre Absichten auch in die Tat umsetzen. So gesehen wird ein Großteil der möglichen Emigranten doch in Bulgarien bleiben und sich auf dem Arbeitsmarkt gegen die zurückkehrenden Emigranten behaupten müssen. „Ich sehe keinen Grund zur Sorge“, meint Wesselin Mintschew. „Wir sprechen von Bulgaren, die inzwischen äußerst mobil sind. In unserem Land gibt es Menschen, die es vorziehen, eine Zeitlang im Ausland zu arbeiten und dann wieder nach Bulgarien zurückzukehren. So gesehen sind Begriffe wie Auswanderer und Zurückkehrende bereits veraltet und werden immer seltener verwendet. Wir müssen uns an den Gedanken gewöhnen, dass viele Bulgaren im Rahmen der EU ständig unterwegs sind und das ist völlig normal“, sagte abschließend Wesselin Mintschew,

Übersetzung: Rossiza Radulowa
По публикацията работи: Weneta Nikolowa


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