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Jugendwelle Sofia: Haus der Hoffnung

Foto: Stiftung „Hoffnung für die Kleinen“
Jedes Jahr kommen etwa 2000 Kinder in Bulgarien in Sozialeinrichtungen. Die Hälfte von ihnen sind Neugeborene, die von ihren Eltern im Krankenhaus gleich nach der Entbindung gelassen wurden. Die Zahlen zeigen, dass fast 98 Prozent dieser Kinder Eltern haben und nur 2 Prozent Waisen sind. Die Armut und die fehlende Unterstützung durch Eltern und Verwandten sind meistens die Gründe für das Verlassen der Kinder.

Im Heim sind die Kinder aber meistens auf sich selbst gestellt und wachsen ohne Fürsorge und Elternliebe auf. Sie leben in großen Gruppen, was für ihre individuelle Entwicklung sehr schädlich ist. Daher versucht der Staat in den letzten Jahren sie aus dieser Umgebung herauszuholen und in Pflegefamilien unterzubringen. Auch viele Nichtregierungsorganisationen haben sich diese Aufgabe zum Ziel gemacht. Eine davon ist „Hoffnung für die Kleinen“. Vor etwa einem Jahr eröffneten sie ein Familienzentrum für Kinder im Alter bis zu drei Jahren als eine Alternative zu den Heimen.



„Einer der Unterschiede zu den Einrichtungen ist die häusliche Atmosphäre aber auch die Fürsorge für die Kleinen, die sehr individuell ist“, erklärt Magdalena Stefanowa, Direktorin des Zentrums. „Unsere Kinder bekommen viel Liebe und Aufmerksamkeit. Sie haben auch ihre eigenen Sachen und Kleidung sowie ihren eigenen Raum im Haus. Sie haben auch eigene Erzieher, zu denen sie eine enge Beziehung und Vertrauen aufbauen können, was für ihre künftige Entwicklung sehr wichtig ist. Das ist unser Ziel, eben Bezugspersonen für die Kinder zu haben, die wie Eltern und Familie fungieren. Wenn die Kinder geliebt werden, dann können sie auch später Liebe geben und sich als vollwertige Persönlichkeiten entfalten“.



Das Zentrum ist ein gemütliches Haus mit einem sonnigen Garten und befindet sich in einem Stadtteil von Sofia nahe Witoscha Gebirge. Bis acht Kinder können hier untergebracht werden. Das Personal ist jung. Es sind Frauen, die entweder als Erziehrinnen oder Krankenschwestern arbeiten. Wichtig ist aber nicht so sehr ihre berufliche Qualifikation, sondern ihre persönliche Einstellung gegenüber den Kindern. Das Zentrum ist Dank den Bemühungen der Organisation tatsächlich zu einem Haus der Hoffnung geworden. Die 45.000 Euro für den Jahreshaushalt kommen ausschließlich aus Spenden. Bei der Eröffnung im Juni letzten Jahres sagte die Sofioter Bürgermeisterin Jordanka Fandukowa auch staatliche Hilfe zu. Das Haus arbeitet erfolgreich mit drei der Institutionen, die mit dem Kinderschutz beauftragt sind. Ziel ist, die Kinder in eine Familie unterzubringen, egal ob das die leiblichen Eltern sind oder nicht. Im ersten Jahr seines Bestehens beherbergte das Zentrum bereits 12 Kinder. Fünf von ihnen leben bereits in verschiedenen Pflegefamilien. Bald wird auch die erste Adoption durch sein. Der Abschied ist schwer, aber das ist auch ein glückliches Moment für die Kinder.



„Wir sind emotional gebunden, das sind unsere Kinder, wir kümmern uns um sie wie für die Eigenen“, erzählt weiter Magdalena Stefanowa von der Organisation „Hoffnung für die Kleinen“. „Die Kinder mögen uns auch, aber wir wissen, dass sie in einer Familie besser aufgehoben sind. Denn wir können die Eltern wirklich nicht ersetzen. Nachdem die Kinder uns verlassen, unterbrechen wir nicht den Kontakt zu ihnen. Ich bin auch froh darüber, dass die Pflegeeltern uns anrufen und uns über das Leben der Kinder informieren. Das bedeutet, dass wir unsere Arbeit gut gemacht haben“.

Das Zentrum hat viele Freunde. Über 4600 Mitglieder zählt seine Gemeinde im Facebook. Dort kann man über das Leben der Kleinen im Haus Auskunft bekommen. Es gibt auch viele Freiwillige, die gern helfen.

„Ich war angenehm überrascht, als ich erfahren habe, wie viele Bulgaren bereit sind, ohne Entgelt zu helfen“, sagt die Leiterin des Zentrums weiter. „Zum Beispiel wurde das Haus nur von Freiwilligen renoviert, die uns auch nach der Eröffnung weiterhin unterstützen. Es gibt Erzieherinnen und Pädagogen, die in ihrer Freizeit zu uns kommen und uns helfen. Ohne sie wären wir nicht so erfolgreich und effizient gewesen“.

Übersetzung: Milkana Dehler

Fotos: Stiftung „Hoffnung für die Kleinen“
По публикацията работи: Rumjana Zwetkowa


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