Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2024 Alle Rechte vorbehalten

Investitionsinteresse an Bulgarien steigt wieder

"Die Vorteile Bulgariens als Investitionsstandort sind an erster Stelle die gut ausgebildeten Fachkräfte und die relativ niedrigen Arbeitskosten", behauptet der Hauptgeschäftsführer der Investitionsagentur Borislaw Stefanow.
Foto: Archiv
Das Investitionsinteresse an Bulgarien ist im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegen. Das behauptet der Hauptgeschäftsführer der Bulgarischen Investitionsagentur Borislaw Stefanow. Ihm zufolge ist seit Jahresanfang auch das Interesse ausländischer Unternehmen an Industrie und Energiewirtschaft gestiegen.

1,6 Milliarden Euro fremdes Kapital war bis Ende vergangenen Jahres in Bulgarien angelegt. Die Investitionsagentur erwartet, dass diese Summe im laufenden Jahr 2,5 Milliarden Euro überschreitet. Spitzenreiter bleiben die erneuerbaren Energien mit über 10 Millionen Euro Investitionen im vergangenen Jahr. Großes Interesse gilt aber auch der Chemieindustrie, der Holzverarbeitung, der Leder- und Textilbranche, aber auch der Landwirtschaft und der Nahrungsmittelindustrie, behauptet die Hauptgeschäftsführer der Investitionsagentur Borislaw Stefanow, und zählt die Vorteile Bulgariens als Investitionsstandort auf:

"An erster Stelle sind die gut ausgebildeten Fachkräfte und die relativ niedrigen Arbeitskosten zu nennen", sagt Borislaw Stefanow. "Es ist kein Grund zum Stolz, aber die Löhne und Gehälter in Bulgarien sind mit die niedrigsten in Europa. Hinzu kommen die geringen Kosten, die anfallen, wenn ein Unternehmen in Bulgarien investiert – Steuern, Gebühren usw. Außerdem ist Bulgarien wirtschaftlich ein sehr stabiles Land, was die Investoren insbesondere in Krisenzeiten sehr schätzen", sagt Stefanow.

Die meisten ausländischen Investitionen in Bulgarien kommen aus der Europäischen Union. Die Tabelle führen Deutschland und Österreich an. Die Investitionen aus den USA steigen ebenfalls deutlich an, wobei das Interesse dort der IT-Branche gilt. In der Landwirtschaft kommen in letzter Zeit immer mehr Anfragen aus arabischen Ländern und China. Und noch etwas – immer mehr internationale Konzerne verlegen ihre Callcentren aus China und Indien nach Bulgarien. Der Chef der Investitionsagentur erläutert die Gründe:

"Der Hauptgrund ist der Preis", sagt Borislaw Stefanow. "In den 1990er Jahren waren China und Indien die bevorzugten Destinationen für Outsourcing. Die Preise dort sind aber gestiegen. Es gibt aber auch einen weiteren Grund – die politische Lage und die Stabilität. Ereignisse, wie jüngst in Nordafrika, beeinflussen Investitionsentscheidungen sehr stark. Wir hatten kürzlich Anfragen von Unternehmen, die momentan in Ägypten vertreten sind und diese Vertretungen nach Bulgarien verlegen möchten. Ein weiterer Grund, bzw. Vorteil für Bulgarien ist die geografische und kulturelle Nähe", betont Stefanow weiter. "Für ein westeuropäisches Unternehmen ist es viel günstiger, ein Outsourcing-Zentrum in Bulgarien aufzumachen, das wesentlich näher als ein asiatisches oder afrikanisches Land liegt und in nur zwei Flugstunden erreicht werden kann."

Diese gegebenen Vorteile will die bulgarische Investitionsagentur populärer machen, insbesondere im Vergleich zu den anderen Ländern aus Mittel- und Osteuropa. Borislaw Stefanow vergleicht Bulgarien als Investitionsstandort mit den übrigen postsozialistischen Ländern:

"Die Investitionen in Bulgarien und den anderen Mittel- und Osteuropa-Ländern unterscheiden sich in ihrer Struktur nicht sehr voneinander", sagt Stefanow. "In den vergangenen 5-6 Jahren boomten überall die Immobilienbranche und die Bauindustrie. Führend waren auch die Investitionen im Finanzwesen und im Handel. Das gilt sowohl für Bulgarien, als auch für Tschechien und die Slowakei. Mit dem Ansetzen der Finanzkrise hat sich das Blatt gewendet. Die ausländischen Investoren planen nun langfristig und deshalb sind überall Projekte in der Industrie gefragt. Dort ist auch die Koordination zwischen Regierung, Wirtschaft und Hochschulen im Empfängerland besser. Bulgarien hat aber einen großen Nachteil – wenn westeuropäische Politiker und Geschäftsleute von Mittel- und Osteuropa sprechen, verstehen sie meistens Polen, Tschechien und Ungarn. Wir müssen sie dazu bringen, auch an Bulgarien zu denken", sagte abschließend Borislaw Stefanow, Hauptgeschäftsführer der bulgarischen Investitionsagentur.

Übersetzung: Vessela Vladkova
По публикацията работи: Tanja Harisanowa


Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

BIP im dritten Quartal um 2,2 Prozent höher als im Vorjahr

Die bulgarische Wirtschaft ist im dritten Quartal um 2,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gewachsen, so eine Express-Schätzung des Nationalen Statistikamtes. Der Endverbrauch verzeichnet ein Wachstum von 4,6 Prozent, die Importe von Waren..

veröffentlicht am 14.11.24 um 17:18
Stanislaw Popdontschew

Unternehmer besorgt, dass die politische Krise die Entwicklung des Landes hemmt

 „Die wichtigsten Prioritäten der Wirtschaft - die Mitgliedschaft in der Eurozone und der Schengen-Vollbeitritt auch zu Lande - bleiben im Hintergrund. Sie sind die Motoren, die die Wirtschaft ankurbeln können. Das Fehlen einer regulären..

veröffentlicht am 12.11.24 um 10:37
Lukoil Neftochim Burgas

FT: Lukoil verkauft Neftochim in Burgas an katarisch-britisches Konsortium

Der russische Mineralölkonzern Lukoil plant den Verkauf seiner bulgarischen Raffinerie in Burgas. Es ist die größte auf dem Balkan, schreibt die Financial Times (FT).  Das Geschäft soll bis Ende 2024 bekannt gegeben werden. Lukoil habe..

veröffentlicht am 06.11.24 um 12:54