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Jugendwelle Sofia: Mission Mathematikgymnasium - Frühzeitige Entdeckung und Förderung von mathematischem Talent

Seit Jahrzehnten erkämpfen bulgarische Mathematik-Nationalmannschaften bei namhaften internationalen Wettbewerben Medaillen.
Foto: Archiv
„Die Fähigkeit, Aufgaben zu lösen, ist bei den Bulgaren genetisch verankert. Wir sind die Mathematiker Europas“, ist die Direktorin des Sofioter Mathematikgymnasiums Mariana Todorowa überzeugt.

In diesem Jahr feiert die profilierte Mathematikausbildung in Bulgarien ihr 40. Jubiläum. Ihre Anfänge basieren auf einem Ministerratsbeschluss von 1970. Die ersten beiden Mathematikgymnasien wurden in Plowdiw und Kasanlak eröffnet, die ersten Schüler wurden 1971 aufgenommen. Gegenwärtig gibt es in Bulgarien 31 spezialisierte Mathematikgymnasien. Neben einer soliden Mathematikausbildung ihrer Schützlinge, haben es sich diese Lehreinrichtungen zur Aufgabe gemacht, junge Talente früh zu erkennen und zu fördern.

„Zu uns kommen Schüler, deren Entwicklung wir ab der 1. Klasse anhand ihrer Ergebnisse bei verschiedenen Mathematik- Wettkämpfen verfolgen. Sie werden in der 5. Klasse aufgenommen und bis zur 7. Klasse bei uns gefördert“, erklärt Pawlin Petkow, Direktor des Warnaer Mathematik-Gymnasiums und Vorsitzender des Direktorenverbands der Mathematik- und naturwissenschaftlichen Gymnasien. „Unterrichtet werden die Schüler nach dem Lehrplan für die allgemeinbildende Schule, d.h. hier handelt es sich nicht um eine frühe Profilierung. Ende der 7. Klasse finden landesweit reguläre Prüfungen statt, aufgrund deren Ergebnisse sich die Schüler an profilierten Gymnasien oder Berufsgymnasien bewerben können. Das Lernen am Mathematikgymnasium ab der 5. Klasse hat den Vorteil, dass diese talentierten Schüler zusammenkommen, in ein wettbewerbsorientiertes Umfeld kommen und in den meisten Fällen gezielt entwickelt werden. Die Ausbildung ist auf die Vorbereitung unserer künftigen Nationalmannschaften ausgerichtet und das nicht nur den Bereichen Mathematik, Informatik, Linguistik und Naturwissenschaften. Die Auswahl anhand der mathematischen Entwicklung unserer Schüler ermöglicht uns ferner, ihre Talente in anderen Bereichen zu erkennen und zu fördern.“

Um diese erfolgreichen Traditionen fortzusetzen, fordert der Direktorenverband der Mathematik- und naturwissenschaftlichen Gymnasien im Rahmen des neuen Schulgesetzes einen Sonderstatus für Mathematikgymnasien und zwar eine reglementierte Ausbildung von der 5. bis zur 12. Klasse. Anderenfalls könne man künftig keine Schüler mehr ab der 5. Klasse aufnehmen. Vertiefte mathematische Kenntnisse und Fähigkeiten erhalten die Schüler der 5. bis 7. Klassen außerhalb des Lehrplans im obligatorischen fakultativen Unterricht. Um den fakultativen Unterricht finanzieren zu können, bewerben sich diese Gymnasien um Fördermittel aus diversen Programmen, wie etwa über das nationale Programm „Fürsorge für jeden Schüler“ des Bildungsministeriums, das auf die Vorbereitung talentierter Schüler zur Teilnahme an nationalen und internationalen Olympiaden ausgerichtet ist.

„Das Mathematikgymnasium in Plowdiw hat mit der Vorbereitung von Schülern langjährige Erfahrungen. 70 Prozent unserer Schüler haben bereits an internationalen Olympiaden teilgenommen“, verweist Iwajlo Staribratow, Direktor des Plowdiwer Mathematikgymnasiums. „59 von ihnen bereiten sich seit der 5. Klasse darauf vor. Die internationale Pisa-Studie räumt der frühzeitigen Entdeckung von Talenten einen hohen Stellenwert ein, wobei sie konkret auf die Bereiche Sport, Musik und Mathematik fokussiert. Die Ergebnisse der diesjährigen Erhebung belegen, dass wirtschaftlich gut entwickelte Staaten überdurchschnittliche Mathematikergebnisse erzielen. Deshalb muss die Mathematik gefördert werden. Gegenwärtig bekunden rund zwei Prozent der Schüler in Plowdiw verstärktes Mathematikinteresse, dem wir mit der Auswahl der Schüler für diese Spezialklassen Rechnung tragen.“

Die frühe gezielte Mathematikausbildung stößt auf breites öffentliches Interesse. In Warna beispielsweise, bewerben sich rund 350 Kandidaten um einen Platz in den beiden Mathematikklassen. An der Sofioter Mathematikolympiade haben 980 Schüler teilgenommen, von denen 100 am Sofioter Mathematikgymnasium aufgenommen werden. Das hohe Interesse ist kein Zufall, denn seit vielen Jahren realisieren sich die Schützlinge der Mathematikgymnasien in Bulgarien an international namhaften Universitäten.

„Unsere Absolventen sind Dozenten in Harvard, an der Washingtoner Universität, einige unserer ehemaligen Schüler sind in Brüssel“, vermerkt der Direktor des Plowdiwer Mathematikgymnasiums Iwajlo Staribratow. „Viele von ihnen haben im Ausland Schlüsselpositionen inne, beispielsweise bei Großunternehmen wie Microsoft. Die Mathematikgymnasien haben sich in diesen 40 Jahren etabliert. Unsere Absolventen verfügen nicht nur über ausgezeichnete Mathematikkenntnisse, sondern realisieren sich auch anderweitig sehr erfolgreich, wie etwa in den Bereichen Medizin, Philosophie, Literatur. Alljährlich veröffentlichen wir mindestens zehn Schülerwerke. Es hat sich gezeigt, dass Schüler mit guten Mathematikkenntnisse auch in anderen Bereichen erfolgreich sind.“

Übersetzung: Christine Christov
По публикацията работи: Rumjana Zwetkowa


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