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Die neue Energiestrategie Bulgariens steht nun zur Diskussion

Bis 2020 will Bulgarien seine Energieeffizienz um 50 Prozent steigern und den Anteil der erneuerbaren Energien am gesamten Energieverbrauch auf 16 Prozent erhöhen.
Foto: BGNES
Vor kurzer Zeit wurde der erste Entwurf der neuen bulgarischen Energiestrategie 2020 veröffentlicht, der viele Diskussionen in den Fachkreisen auslöste. Mit der neuen Energiestrategie hofft man, die großen Herausforderungen im bulgarischen Energiesektor bewältigen zu können. Eine davon stellt die komplette Abhängigkeit Bulgariens vom russischen Erdöl und -gas dar. Bulgarien weist ferner die niedrigste Energieeffizienz in der Europäischen Gemeinschaft auf. Auch müssen die Bulgaren gemessen an ihrer Kaufkraft den teuersten Preis für Strom in der EU zahlen. Daher setzt man nun im Land große Hoffnungen auf erneuerbare Energiequellen.

In der neuen Energiestrategie Bulgariens wendet man sich zum ersten Mal von der alten Vorstellung ab, dass das Land ein regionales Energiezentrum werden könnte. Die ihr zugrundeliegenden Ziele sind aber immer noch sehr ehrgeizig und es wurden keine klaren Prioritäten definiert, meinen die Kritiker. Die neuen Schwerpunkte der Energiestrategie bilden nun die Energieeffizienz, die Diversifizierung der Energieimporte sowie die Förderung von erneuerbarer Energie. Es wird eine Steigerung der Energieeffizienz um 50 Prozent angestrebt. Der Anteil der erneuerbaren Energie am gesamten Energieverbrauch muss 16 Prozent erreichen, wobei die Installation neuer Kapazitäten nach Ausschreibungen erfolgen wird.

Iwan Iwanow von der rechten „Blauen Koalition“ sagte, dass der Beitritt Bulgariens in die EU die wichtigste Voraussetzung war, um der neuen Energiestrategie Auftrieb zu geben.
„Bei der Überwindung der Energieprobleme Bulgariens wird die Verbesserung der Energieeffizienz eine Schlüsselrolle spielen“, meint Iwanow weiter. „Falls wir es schaffen, die Energieintensität der Industrie zu senken, werden sich viele neue Möglichkeiten für unser Land eröffnen. Dafür müssen wir aber klare Ziele in Metallurgie, chemischer Industrie, Glasherstellung und Rohstoffgewinnung haben. Außerdem muss ihre Umsetzung stets überprüft werden. Dadurch wird das Interesse jener ausländischer Investoren abnehmen, die alte, energieintensive Technologien benutzen.
Europa steht in den nächsten 10 Jahren vor einer Energiewende. Mit einer neuen Richtlinie der Europäischen Kommission werden die Mitgliedstaaten ab 2018 verpflichtet, den Energieverbrauch aller neuen öffentlichen Gebäude auf ein Minimum zu senken. Ab 2020 wird dies auch für alle anderen Gebäude gelten. Bulgarien muss mit dieser Entwicklung Schritt halten.“

Die neue Energiestrategie Bulgariens wird nicht nur positiv bewertet. Es wurden bereits die Befürchtungen geäußert, dass der Staat bei der Förderung von erneuerbarer Energie nicht konsequent handelt und dadurch die Gefahr besteht, die Verpflichtungen gegenüber der Europäischen Gemeinschaft nicht erfüllen zu können. Man konzentriere sich außerdem noch zu wenig auf die Diversifizierung der Energieversorgung. Es bestehen immer noch keine Fristen für den Ausbau von Pipelineverbindungen mit den Nachbarstaaten Griechenland, Türkei und Rumänien. Dabei stellen diese Gasverbindungen die einzige Möglichkeit dar, die Abhängigkeit von den russischen Exporten zu verringern. Zur Zeit importiert Bulgarien ungefähr 75 % aller Rohstoffe aus Russland (Erdöl, Erdgas, Kernbrennstoff und Kohle). Die Kritiker weisen außerdem darauf hin, dass die Energiestrategie Bulgariens auf den sehr kurzen Zeitraum von 10 Jahren ausgerichtet ist und darin wenig Bezug auf die europäische und globale Entwicklung des Energiesektors genommen wird.

Der Wirtschaftsexperte Georgi Ganew vom „Zentrum für liberale Strategien“ bemängelt, dass man sich in der neuen Energiestrategie eher auf die großen Kraftwerke und nicht auf die Interessen der Endverbraucher konzentriert habe.
„Für den Endverbraucher spielt keine Rolle, ob der Strom in Bulgarien, Schweden oder in Südafrika produziert wird. Für ihn ist der Preis, den er dafür zahlt, wichtiger“, sagte Ganew.
Der Energieexperte betont die Notwendigkeit der Liberalisierung des Energiemarktes, die zur Konkurrenz unter den Energieunternehmen führen würde und ferner zu einer flexiblen Preisbildung. Nur durch Liberalisierung des Energiemarktes sei die Möglichkeit gewährleistet, dass die Endverbraucher ihren Energielieferant selbst wählen können. Dieser Punkt werde aber in der Energiestrategie Bulgariens wenig beachtet.
„Ich bin fest davon überzeugt, dass in 50 Jahren die großen Kraftwerke an Bedeutung verlieren werden, wenn sie überhaupt noch existieren sollten“, sagt der Experte weiter. „Strom wird man dezentral produzieren, auch im eigenen Haus. Daher scheint es mir nicht sinnvoll, dass man heute in Bulgarien den Bau von großen Kraftwerken plant.“

Übersetzung und Redaktion: Nikolina Hristoskowa
По публикацията работи: Maria Dimitrowa


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