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Roma-Integration in der Sackgasse

Die Weltbank und das bulgarische Arbeits- und Sozialministerium haben ein gemeinsames Projekt zur Frühförderung von Romakindern unter sechs Jahren gestartet
Foto: BGNES
Bulgarien gehört zu den Initiatoren der internationalen Kampagne für die Dekade der Roma-Integration 2005-2015. Vor fünf Jahren haben die mittel- und osteuropäischen Länder Ungarn, Kroatien, Tschechien, die Slowakei, Rumänien, Mazedonien, Serbien, Montenegro und Bulgarien eine Absichtserklärung in Sofia unterzeichnet und so den Anfang dieser Initiative gesetzt.

Die Idee dieser internationalen Initiative ist, die Integration der Roma voranzutreiben, sowie zur Lösung ihrer Probleme in vielen Lebensbereichen beizutragen. Die Roma-Minderheit bekommt angesichts der Alterungsprozesse in Europa eine immer größere Bedeutung für den Arbeitsmarkt. Zugleich aber besteht eine große Diskrepanz zwischen Bildungsniveau der Roma und den Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt.

Da macht Bulgarien keinerlei Ausnahme. Der drastische Rückgang in der Geburtenrate in den beiden letzten Jahrzehnten und die Auswanderungswelle in den ersten Jahren nach der Wende `89, als rund eine Million junge Bulgaren das Land verlassen haben, sind auch heute noch deutlich zu spüren. Auf dem Arbeitsmarkt fehlen ausgebildete Fachkräfte, diese Lücke können jedoch die Roma nicht schließen, weil sie in ihrem überwiegenden Teil die Schule früh verlassen.

Offiziellen statistischen Angaben zufolge leben rund 370.000 Roma in Bulgarien. Nur wenige von ihnen haben einen Schulabschluss. Die meisten Roma sind verarmt, ungebildet und leben deshalb ausgegrenzt. In der kriminellen Statistik tauchen überwiegend Roma auf, insbesondere bei Bagatelldelikten. Davon nicht ausgeschlossen sind selbst Kinder. Viele Roma-Frauen verdienen ihr Geld als Prostituierte. Trotz allerlei Programme und Projekte sowohl seitens des Staates, als auch vonseiten der Nichtregierungsorganisationen ist keine all zu große Bereitschaft unter den Roma festzustellen, sich diesen Integrations- und Ausbildungsprogrammen anzuschließen. Die wenigen Ausnahmen finden aber zugleich eine sehr gute Akzeptanz in der bulgarischen Gesellschaft.

Die Integration der Roma ist eine große und langfristige Herausforderung für ganz Europa. In Bulgarien wurden zahlreiche Strategien ausgearbeitet, viele davon mit einer mehrjährigen Gültigkeit. Arbeits- und Sozialminister Totju Mladenow fordert aber auch, dass sich die Roma selbst an diesen zahlreichen Möglichkeiten aktiv beteiligen.

"Die Probleme der Roma betreffen alle grundlegenden Lebensbereiche – Bildung, Gesundheit, Beschäftigung, Wohnraum", umreißt Minister Mladenow die Problemfelder. "Deshalb haben wir alle unseren Programme so ausgerichtet, dass sich möglichst viele Roma daran beteiligen, unabhängig von ihrem Alter oder Bildungsgrad. Der Zugang zu Bildung und Gesundheitsversorgung muss besser werden, auch der Wohnraum der Roma muss sich verbessern", fordert der Minister.

Viele der Roma im arbeitsfähigen Alter sind nicht ausreichend ausgebildet, um auf dem Arbeitsmarkt konkurrenzfähig zu sein, heißt es in einem Bericht der Weltbank. Die Folge davon ist, dass zahlreiche europäische Länder Hunderte Millionen Dollar Verluste wegen der niedrigen Produktivität verbuchen, behaupten die Experten der Weltbank. Die Roma zahlen in der Regel keine Steuern und Versicherungsbeiträge, was große Löcher in den Haushalten dieser Länder aufmachen, heiß es weiter. Die Weltbank hat Bulgarien, Tschechien, Rumänien und Serbien analysiert und festgestellt, dass sich das Bruttoinlandsprodukt dieser vier Länder um insgesamt 2 Milliarden Euro erhöhen würde, wenn die Roma auf dem Arbeitsmarkt aktiv wären. Die Einnahmen für die Staatskasse wären um knapp einer Milliarde Euro höher, als heute. Damit sich die Roma am Arbeitsmarkt einbringen, müssen sie entsprechend ausgebildet sein, behauptet der Vertreter der Weltbank in Sofia Florian Fichtl. Und weiter:

"In Bulgarien haben nur 13 Prozent der Roma eine abgeschlossene Schulausbildung", zitiert Fichtl die Analyse der Weltbank. "Zum Vergleich – in allen anderen Bevölkerungsgruppen haben über 90 Prozent die Schule abgeschlossen. Die fehlende Bildung bedeutet einfach, dass man später auf dem Arbeitsmarkt keine Chancen hat. Daher darf es nicht weiter verwundern, dass die Arbeitslosigkeit unter den Roma so groß ist. Die Weltbank und das bulgarische Arbeits- und Sozialministerium haben ein gemeinsames Projekt zur Frühförderung von Romakindern unter sechs Jahren gestartet, denn je früher diese Kinder den Weg der Bildung einschlagen, um so besser werden sie es später im Leben haben", sagt Florian Fichtl.

Übersetzung: Vessela Vladkova
По публикацията работи: Milka Dimitrowa


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