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Die meisten Kreditnehmer kennen ihre Rechte nicht

Foto: BGNES
Das Leben auf Kredit ist für immer mehr Bulgaren eine Selbstverständlichkeit. Zur Freude der Banken. Mit einem Bankkredit lässt sich die Wohnung schneller renovieren, in Handumdrehen ist die Wohnung neu eingerichtet, es ist einfacher, sich für einen neuen Flachbildschirm-Fernseher zu entscheiden. Das ist aber nur der Anfang. Wenn die Abbezahlung des Kredits kommt, dann sind viele Bankkunden unangenehm überrascht. Denn die meisten Kreditnehmer kennen ihre Rechte nicht, hat eine Untersuchung von Flash Eurobarometer gezeigt. Etwa 40 Prozent der Bankkunden in Bulgarien kennen nur bedingt ihre Rechte, jeder Fünfte gab offen zu, keine Ahnung zu haben. Wenn am 12. Mai eine neue EU-Richtlinie ermöglicht, dass die laufende Kredite bis zu 75.000 Euro erreichen, sieht Bogomil Nikolow von der Nichtregierungsorganisation "Aktive Verbraucher" große Probleme auf die privaten Haushalte in Bulgarien aufkommen.

"Wir stellen fest, dass sich die Kreditnehmer über die Bedingungen in Details nicht einmal informieren möchten", sagt Bogomil Nikolow. "Desinteresse besteht aber auch am anderen Ende des Schalters. Die Bankangestellten informieren ihre Kunden auch nur ungern über alle möglichen Folgen des aufgenommenen Kredits. Mehr noch – die allgemeinen Geschäftsbedingungen der Banken sind immer noch eine nicht gerade leicht zugängliche Information. Unsere Analyse ergab, dass nur wenige Kreditnehmer den Kreditvertrag mit der Überzeugung unterzeichnen, dass sie alle Klauseln darin auch verstanden haben", berichtet Bogomil Nikolow von der Nichtregierungsorganisation "Aktive Verbraucher".

Anfang März verabschiedete das bulgarische Parlament die Novellen im einschlägigen Gesetz, so dass die EU-Richtlinie ab dem 12. Mai auch in Bulgarien angewandt werden kann.

Es wird ein europäisches Standardformular für vorvertragliche Information für Verbraucherkredite eingeführt. Die Verbraucher können dadurch die Bedingungen der Banken im In- und Ausland vergleichen. Die Änderungen garantieren, dass falls der Verbraucher vom Kreditvertrag im Laufe von 14 Tagen nach seinem Abschluss zurücktritt, er keine Strafzinsen befürchten muss. Die Veränderungen garantieren laut den Fachleuten ein hohe Niveau des Schutzes der europäischen Verbraucher, unabhängig davon in welchem Staat der Kredit genommen wurde. Laut Ljudmil Karawassilew, Bank-PR-Manager, werden die Änderungen wegen der starken Konkurrenz unter den Banken die Verbesserung der Produkte und Dienstleistungen stimulieren. Raliza Sahariewa, Managerin für Marketing und Kommunikationen einer finanziellen Nichtbankeinrichtung für Verbraucherkredite, nennt gute Praktiken, die bereits von den meisten Banken im Land eingehalten werden.

„In den Werbematerialien, geben wir Informationen über den wahren Preis des Produktes und ob es zusätzliche Gebühren gibt“, sagt sie. “Wir haben keine versteckten Gebühren und bei einem Teil der Produkte haben wir überhaupt keine Gebühren. Wir erlauben den Kunden auszurechnen, wie ihre Beiträge sein werden mit einem Kalkulator auf unserer Internetseite. Das ist laut unserer Statistik eine der am meisten besuchten unter unseren Seiten. Das bedeutet, dass die Kunden Informationen suchen und im Voraus wissen möchten, was sie in Zukunft werden zahlen müssen.“

Laut Bogomil Nikolow von der Vereinigung „Aktive Verbraucher“ sind viele Menschen unter den Bedingungen der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise vom Verlust ihres Arbeitplatzes bedroht und deswegen ist die Verbindung zwischen der Bank und ihren Kreditnehmern sehr wichtig.

„Ich möchte den Verbrauchern empfehlen, wenn sie merken, dass sie Schwierigkeiten haben, ist es sehr wichtig, mit der Bank in Verbindung zu treten und ihr die Lage erklären. Es gibt kaum eine Bank, die es ablehnen würde, die Zahlungen zu strecken oder zu verschieben, bis diese Schwierigkeiten vorbei sind. So wird es seit vielen Jahren weltweit praktiziert. Leider verstecken sich die meisten Menschen vor der Bank, wenn sie Schwierigkeiten haben, was ein großer Fehler ist.“

Übersetzung: Vessela Vladkova und Vladimir Daskalov
По публикацията работи: Milka Dimitrowa


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