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Jugendwelle Sofia: Über die Ausbildung und die Berufung des Lehrers durch die Augen der jungen Lehrerin Jana Schischkowa



Jana Schischkowa gehört weder zu den Menschen, deren Kindheitstraum der Lehrerberuf war, noch hat sie Etwas in der Richtung studiert. Dennoch kam sie auf verschiedenen Wegen dazu.

Zwar wurde Jana in Bulgarien geboren, verbrachte aber ihre Kindheit in Russland. Dadurch war sie schon als Kind für beide Kulturen offen. In Bulgarien studierte sie zunächst Operngesang, später dann eher zufällig chinesische Philologie an der Sofioter Universität. Seit dem ist diese Sprache ein Teil ihres Lebens geworden. Dadurch erkannte sie auch den Wunsch, Lehrerin zu werden.

„Seit fast 15 Jahren beschäftige ich mich mit China, mit der Kultur und mit der Sprache“, erzählt Jana. „Nach meinem Uni-Abschluss vor neun Jahren habe ich sieben Jahre lang die Sprache an einer Schule in Sofia unterrichtet. Die Arbeit mit den Kindern hat mir sehr viel Spaß gemacht. Seit zwei Jahren bin ich Assistentin an der Sofioter Universität und arbeite seit kurzem an meiner Doktorarbeit“.

Der Enthusiasmus der jungen Lehrerin ist sehr untypisch für diesen Beruf, besonders nach den Schwierigkeiten, die das Bildungssystem in den letzten 20 Jahren hatte. Nicht nur ihr Optimismus ist bemerkenswert, sondern auch die Zufriedenheit, die sie offensichtlich durch den Beruf hat. Das kann nur heißen, dass sie eine geborene Lehrerin ist, was uns an den Zeiten erinnert, als der Lehrerberuf noch eine sehr hohe Wertstellung in der Gesellschaft hatte. Diese Tradition lebt noch in der fernöstlichen Kultur. Über die Herausforderungen ihres Berufs sagt Jana Schischkowa folgendes:

„Abgesehen von den Schwierigkeiten, die wir alle im Moment haben, kann ich mich rein beruflich nicht über fehlende Themen und Projekte beklagen“, sagt sie. „Die chinesische Philologie gibt es als solche erst seit 1991 in Bulgarien und diejenigen, die sich damit wirklich beschäftigen, haben genug zu tun. Leider wurde die Bildung als eine Karierregmöglichkeit in den letzten Jahren ziemlich unterschätzt. Tatsache ist aber, dass wen man gebildet genug ist, erst dann in den Genuss der Weiterbildung für sich selbst kommt, so dass man nicht gezwungen wird, eine Kariere zu wählen, sondern selbst darüber entscheiden kann. Eine bessere Beschreibung des Glücks kann ich mir nicht vorstellen“.

Als eine junge, aber schon erfahrene Lehrerin, sagt Jana, dass es tatsächlich eine Krise im bulgarischen Bildungssystem gibt, was ein Ausdruck der Krise im Wertesystem der Bulgaren ist. Ihr Eindruck ist, dass man auch im Bildungsbereich die Modetrends verfolgt hat. Sie ist nicht der Meinung, dass die Kinder heute weniger begabt oder weniger motiviert sind, sie seien lediglich Opfer einer schlechten Bildungspolitik. Und die Lehrer seien in der Mitte des Systems und würden von allen Seiten für verantwortlich gehalten. Jana hält sich für kompetent auf ihrem Gebiet und erinnert sich ungern an einem Kommentar ihrer Schüler, die eines Tages gemeint haben, dass wenn sie doch so gut in ihrem Beruf sei, sie wohl nicht in Bulgarien geblieben wäre. Das hat sie um so motivierter für die Wiederherstellung des hohen Stellenwertes des Lehrerberufes in der bulgarischen Gesellschaft zu arbeiten inspiriert. Heute unterrichtet sie an der Universität und die Herausforderungen der Teenager fehlen ihr ein Bisschen. Sie will sie dazu anregen, ihr Land und ihren Beruf zu lieben. Sie selbst ist eine Patriotin und ist in Bulgarien geblieben trotz lukrativer Angebote aus verschiedenen westeuropäischen Staaten und neulich sogar aus China. Sie möchte durch ihren eigenen Beispiel den jungen Menschen zeigen, das es sich lohnt, hier zu bleiben und dass durch Arbeit man vieles erreichen kann. Trotz all dem hat sie immer noch auch ihre künstlerische Ader:

„Ich befinde mich in der glücklichen Lage, mich von der Kunst in meinem Leben leiten zu lassen“, sagt Jana. „Da ich Operngesang vor der Philologie studierte und da mein Mann ebenfalls Musiker ist, schaffen wir es zusammen mit Freunden der Realität zu entfliehen, in dem wir oft gemeinsam musizieren. Auch meine Arbeit macht mir Spaß – ich habe die Internetseite „Alles über China“ gegründet. In den zwei Jahren seit dem haben wir dort über 850 Artikel veröffentlicht. Das ist mein Kind und ich pflege es mit großer Freude. Natürlich habe ich auch viel Spaß mit meinem Sohn, der bald drei Jahre alt sein wird. Außerdem erwarten wir ein zweites Kind. Wenn man auch finanziell abgesichert gewesen wäre, hätte ich gesagt, dass ich keine weitere Änderungen mir wünschen würde. Man kann aber offensichtlich nicht ohne Herausforderungen, wie zum Beispiel in Bulgarien zu leben“.

Übersetzung: Milkana Dehler
По публикацията работи: Maria Kostowa


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