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Vorläufiger Sieg für "Bulgarien ohne Zyanide"

Protest der Koalition von Ökogesellschaften "Bulgarien ohne Zyanide" gegen die Anwendung der Zyanidmethode in der Goldgrube in Tschelopetsch bei Sofia
Foto: BGNES
In ganz Bulgarien gibt es eine Menge Grabstätten der alten Thraker, in denen viele Goldschätze verborgen sind. Die Schwäche dieses Volkes für das Edelmetall kommt auch nicht von Ungefähr, denn es gab damals auf dem Gebiet des heutigen Bulgariens ausreichende Gold- und Silbervorkommen. Auch heute gehört unser Land zu den europäischen Staaten mit den reichsten Vorkommen an diesen beiden Edelmetallen. Dies gibt aber auch Anlass zur Sorge, vor allem wegen den populären Methoden für ihre Gewinnung, die auch die Anwendung von Zyanide miteinbeziehen.

Die Koalition von Ökogesellschaften "Bulgarien ohne Zyanide" hat einen jahrelangen Kampf mit der kanadischen Firma Dundee Edelmetalle geführt. Dabei wollten sie in der Goldgrube in Tschelopetsch bei Sofia die Gewinnungsmethoden, bei denen Zyanide verwendet werden, verbieten. Der Fall ist deswegen interessant, weil die Vorkommen dort durch einen hohen Goldanteil gekennzeichnet sind. Gleichzeitig sind sie aber reich an Arsen. Für die Beseitigung dieser gefährlichen Substanz wollen die Kanadier eben die Zyanidmethode verwenden. In Folge dessen werden sich in der Gegend von Tschelopetsch eine Menge gefährliche Substanzen wie Arsen und Zyankali bilden.

Im vergangenen Herbst gewann die Initiative „Bulgarien ohne Zyanide“ vor Gericht gegen Dundee Edelmetalle. Damit wurde ein Schritt getan, aber bis zum entgültigen Sieg ist es noch weit, weil die Firma und das bulgarische Umweltministerium gegen die Gerichtsentscheidung geklagt haben. Das Verfahren selbst und die Erteilung der Gewinnungsgenehmigung werden mit Sicherheit noch einige Jahre in Anspruch nehmen, was vielleicht das kanadische Unternehmen davon abhalten wird, sie weiter zu verfolgen.

© Foto: www.dpm-group.com

Die Goldgrube in Tschelopetsch bei Sofia

Die Umweltschützer haben vor Gericht gegen die vom bulgarischen Umweltministerium erstellte Umwelteinwirkungsanalyse über die beabsichtigte Anwendung der Zyanidmethode Einspruch eingelegt. Außer mit Unregelmäßigkeiten bei der öffentlichen Diskussion darüber, hat das Gericht auch die Argumente über die Durchführung der Analyse zugelassen. Diese Argumente hat für Radio Bulgarien Daniel Popow, aus dem Informationszentrum für Umwelt, ein Teil der Koalition „Bulgarien ohne Zyanide“ dargelegt.

„Die Technologie, die das Bergwerk in Tschelopetsch anwenden will, kann nicht als die beste bezeichnet werden“, sagte er. „Die einzige Firma weltweit, die diese Methode bereits angewandt hat, ist die Phelps Dodge in US-Staat Arizona, aber das ist ein viel kleineres Unternehmen und das Projekt ist nur Probe gelaufen. Die Anlage in den USA bearbeitet etwa 16 Tonnen Konzentrat im Jahr, in Bulgarien sprechen wir von ca. 200 Tonnen im Jahr. Wegen des hohen Arsengehalts im Erz, kann die Technologie auch nicht ohne Modifikationen angewandt werden, was gewisse Veränderungen mit sich führt. In Europa wird die Zyanidmethode nur an drei oder vier Stellen angewandt. Wenn man die Investitionsvorhaben hier realisiert, werden wir auf eine relativ kleine Fläche wie Bulgarien eine Anlage haben, die bei weitem größer ist alle bislang existierenden Goldgewinnungsanlagen in der EU, was mit sich ein hohes Risiko für die Anhäufung von Zyanide in den Boden mit sich bringt“.

Obwohl die EU-Richtlinien solche Verfahren mit einer Abfallkonzentration von 5 bis 8 Prozent im Falle eines Überlaufs für angebracht halten, ist es bereits bewiesen worden, dass auch eine solche Konzentration bereits Gefahr für die Umwelt darstellt. Besonders schlimm war der Fall mit dem Unglück im rumänischen Bergwerk bei Baia Mare vor einigen Jahren. Auch vor nicht langer Zeit gab es ebenfalls einen Unfall mit einem Überlauf in England, der zum Aussterben der Fische im Fluss Trent im Umfang von bis zu 40 Meilen von der Unfallstelle geführt hat.

Diese Technologie will man auch in der geplanten Anlage bei Kurdschali in Südbulgarien anwenden. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass die Anlage dort vor zwei Jahren ohne Genehmigung gebaut wurde. Die örtliche Kontrollbehörde hat nach Feststellung dieser Tatsache das Entfernen der Anlage angeordnet. In der Zwischenzeit hat das Umweltministerium eine positive Umwelteinwirkungsanalyse für diese Zyanidverfahren erstellt.

„Dies ist ein sehr streitbares Argument, denn die Zyanidmethode auf die Flotation, d.h. auf die Anreicherung des Erzes basiert“, sagt Daniel Popow. „Im Fall von Kurdschali aber handelt es sich um einen niedrigen Zyanidgehalt von etwa 0,2 bis höchstens 0,5 Prozent. Bei der Goldgewinnungsmethode werden Zyanide mit einer Konzentration von 5 bis 8 Prozent verwendet. Man kann die beiden Methoden einfach nicht vergleichen“.

Gegen die positive Umwelteinwirkungsanalyse für die Anlage in Kurdschali liegt momentan ein Einspruch, der vom Obersten Verwaltungsgericht der Gemeinde behandelt wird. Zwei bulgarische Europaabgeordnete haben den Fall auch in Brüssel bekannt gemacht. Es gibt auch eine weitere Möglichkeit für Goldgewinnung mit der selben umstrittenen Methode in den Rohdopen. Daniel Popow meint dazu folgendes:

„Im Gegenteil zu den anderen beiden Anlagen, wo die umliegenden Flächen bereits Schaden getragen haben und keine Landwirtschaft mehr möglich ist, ist die Natur in der Gegend von Krumowgrad in den Rohdopen noch ungerührt. Sie gehört zum europäischen Netz Natura 2000. Wenn dort keine Industrie vorhanden ist, kann diese Gegend sich in eine ganz andere Richtung entwickeln“.

Laut Koalition für „Bulgarien ohne Zyanide“, muss der Staat eine klare Position in dieser Frage beziehen.
„Ich weiß nicht, ob der Staat überhaupt eine langfristige Strategie für die Entwicklung des Bergbaus in Bulgarien hat“, meint Daniel Popow. „Das ist das erste, was wir brauchen, welche Art von Bergbau zu fördern ist und was das im Endeffekt uns allen kosten wird. Denn es gibt Vorkommen, die schon seit der Zeit des Sozialismus genutzt wurden und die noch nicht rekultiviert sind. Wir sollten zunächst diese Probleme lösen, bevor wir neue negative Zeilen schreiben. Im Fall der Zyanidmethode sind wir der Meinung, dass wir sie nicht brauchen. Das wird zu einer enormen Umweltverschmutzung führen. Man muss eben ausrechnen, wer aus der Goldgewinnung am meisten gewinnen wird. Das sind die Investoren und nicht unbedingt der Staat“.

Übersetzung: Milkana Dehler
По публикацията работи: Maria Dimitrowa


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