Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2024 Alle Rechte vorbehalten

Bulgaren haben Rekordsummen im Krisenjahr 2009 gespart

Foto: Tanja Harisanowa
Rekordsummen haben die Bulgaren im Krisenjahr 2009 gespart. Die Zunahme der Ersparnisse betrug in den letzten 12 Monaten die Rekordsumme von 1,15 Milliarden Euro, was auf das Jahr gerechnet 10,63 Prozent ausmacht. Die Guthaben der Bevölkerung betrugen Ende November 2009 12 Milliarden Euro. 60 bis 70 Prozent der Ersparnisse der Bulgaren sind nach Angaben der Fachleute Bankeinlagen. Den Manager der unabhängigen Consulting-Agentur Industry Watch Latschesar Bogdanow fragten wir nach den Gründen für diese Rekordersparnisse der bulgarischen privaten Haushalte.

„Es gibt mehrere Erklärungen dafür. Die privaten Haushalte reagieren einerseits auf die Finanzkrise auf eine ziemlich konservative Art, im Vertrauen auf die Stabilität der bulgarischen Banken selbst im Vergleich zu den Bankinstituten in den entwickelteren Ländern“, sagt Latschesar Bogdanow. „D.h. es gab keine Flucht aus den Banken, es gab nicht mal einsatzweise panisches Abheben von Bargeld. Andererseits, hat die Krise in Bulgarien die Einkünfte der Haushalte nicht in ihrer Masse betroffen. Die Statistik vermerkt weiterhin sogar ein Anwachsen der durchschnittlichen Löhne und Gehälter und der Durchschnittseinkommen, wenn auch in einem viel niedrigerem Tempo. Das, zusammen mit einer gewissen Vorsicht beim Kauf von teureren Waren oder von Einrichtungen, Möbel oder Autos, erlaubte den privaten Haushalten eine größere finanzielle Ressource im Banksystem zu haben. Wir dürfen uns keine Illusionen machen, wenn wir eine Zunahme der Bankeinlagen feststellen, denn das Tempo ihrer Zunahme ist heute bei weitem niedriger als in den Jahren zuvor.“

Es gibt die bekannte These, dass ein großer Teil der Finanzressourcen der Bevölkerung immer noch in den Safes und zuhause aufbewahrt wird, und nicht in den Banken.

„Es gibt immer Bargeld bei den Menschen“, sagt Latschesar Bogdanow. „Die Banken haben durch ihre attraktiven Zinsen im letzten Jahr einen Anreiz dafür geschaffen, dass ein Teil dieses Geldes zu ihnen zurück kommt, um wenigstens Einnahmen zu erzeugen. Aber, wie in den anderen Ländern, hat es auch in Bulgarien immer eine Schattenwirtschaft gegeben, und wird sie voraussichtlich immer geben. Deswegen können die Banken nicht die gesamte Finanzressource umfassen.“

Zu welchem Zweck, psychologisch gesehen, spart der Bulgare – „für schlechtere Tage“ oder wegen der hohen Zinsen?

„Ich denke, dass die Ersparnisse in Bulgarien immer noch keinen langfristigen Charakter haben und das ist vielleicht eines der Probleme der Wirtschaft generell – es gibt nicht genug „langfristiges Geld“. Ein großer Teil der privaten Haushalte, die zwei, drei, fünf oder zehn Tausend Lewa auf die Seite gelegt haben, planen kaum sie bis zur Rente zu behalten, um nach zehn oder zwanzig Jahren ihre Ausgaben daraus zu bestreiten. In den meisten Fällen geht es wirklich nur um kurzfristige Ersparnisse, für die Instandsetzungsarbeiten im nächsten Jahr oder für den Kauf einer Wohnung in Zukunft. Für schlechtere Tage wird Geld in Immobilien investiert, die als Garantie gegen die Inflation gelten und nicht sehr hohe, aber sichere Einkünfte durch Mieten gewährleisten.“

Welche Tendenzen gibt es bei den Spareinlagen der Bevölkerung 2010?

„Die Einlagen werden wenigstens noch einige Monate wachsen – auf Grund des Verzichtes auf den Verbrauch und den Kauf von teureren Waren. Diese Vorsicht wird in Zukunft langsam zurückgehen. Aber wichtiger ist nicht einfach die Neigung der Haushalte zu sparen, sondern, was für Einkünfte sie haben werden. Das ist vielleicht der wichtigste langfristige Faktor. Wir müssen sehen, wie die Wirtschaft und der reale Sektor im nächsten Jahr laufen werden. Zweitens, wie die Beschäftigung sein wird, welche Einkünfte die Menschen und welche Gewinne die Unternehmen haben, um einschätzen zu können, wie viel gespart werden kann. Und auf diese Fragen können wir heute schwer eine Antwort geben. Alles ist nur Prognose“, so der Wirtschaftsanalytiker Latschesar Bogdanow abschließend.

Übersetzung: Vladimir Daskalov
По публикацията работи: Tanja Harisanowa


Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

Bulgarischer Weihnachtsbaum steht an zentraler Stelle im Museum of Industry in Chicago

Das fünfte Jahr in Folge haben Landsleute in Chicago den bulgarischen Weihnachtsbaum mit über 30.000 bunten Lichtern und Hunderten von Ornamenten geschmückt. In diesem Jahr gab es eine besondere Spende der Vereinigung „Balgarka“ -Surwatschki..

veröffentlicht am 17.11.24 um 08:40

Interessante archäologische Funde bei Sosopol entdeckt

Archäologen haben in der Ortschaft Kawazi bei Sozopol eine Nekropole freigelegt. Das Areal, in dem sie sich befindet, ist Teil der Geschichte von Apollonia Pontica und stammt aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. „Dies ist ein Ort mit..

veröffentlicht am 10.11.24 um 10:15
Foto: Nationales Archäologisches Reservat Deultum - Debelt

Flasche mit Abbildung der Chimära in römischer Nekropolebei Debelt entdeckt

Archäologen haben in einem Grab aus dem 2. Jahrhundert in der südlichen Nekropole der römischen Kolonie Deultum in der Nähe des Dorfes Debelt (in Südostbulgarien) eine sehr seltene und wertvolle Glasflasche entdeckt. Das Besondere daran ist, dass..

veröffentlicht am 09.11.24 um 10:25