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Land- und Abenteuertourismus im Aufschwung

Brancheninsider sind sich einig - 2009 ist für die Tourismusbranche eine Herausforderung. Erstmals seit zehn Jahren melden die Sommer- und Winterkurorte rückläufige Touristenzahlen. Auch die Reiseveranstalter, Restaurantbesitzer und Hoteliers beklagen sich über ausbleibende Kundschaft und drastischen Umsatzeinbruch. Ganz anders sieht es im Bereich Land- und Abenteuertourismus aus. Offensichtlich krisenbeständig ist das Interesse an Ferien auf dem Land, inmitten unberührter Natur. Heute zieht es die Touristen zunehmend ins Landesinnere, in sanierte Landhäuser und kleine Familienhotels, deren Eigentümer sich erfolgreich dem Fremdenverkehr verschrieben haben.

Während der Durchschnittstourist ein bequemes Hotel an der Schwarzmeerküste und einen Sonnenschirm am Strand bevorzugt, zieht es die aktiven Urlauber in das Abenteuer der Berge. Nach Angaben der Bulgarischen Vereinigung für Alternativtourismus (BAAT) verbringen jährlich etwa 10.000 ausländische Liebhaber des Land- und Abenteuertourismus ihren Urlaub in bulgarischer Natur. Sie bereisen das Land und lernen auf diese Weise eine ihnen unbekannte europäische Kultur kennen, die ihre tausendjährigen Werte bis in die Gegenwart bewahrt hat.

Besonders geeignet für den Landurlaub und abenteuerliche Bergtouren sind das mittlere Balkangebirge, die Rhodopen sowie das Piringebirge, zumal hier zahlreiche Gästehäuser und Familienhotels zum Verweilen einladen. Ihre Besitzer erwarten sie mit schmackhaften Gerichten, herzlicher Gastfreundschaft, unzähligen Wanderrouten oder etwa mit abwechslungsreichen Kräuter-Touren inmitten der Berge. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass in der sommerlichen Hochsaison die Seebäder am Schwarzen Meer halbleer blieben und die Hoteliers in Tilgungsschwierigkeiten brachte, während sich ihre Kollegen im Landesinneren über Gästemangel nicht beklagen konnten. Weitere Einzelheiten erfahren wir von BAAT-Präsident Ljubomir Popjordanow.

„Die diesjährigen Einnahmen aus dem Öko-, Land- und Abenteuertourismus ausländischer Urlauber variieren zwischen 13 und 15 Millionen Euro. Diese Summe macht über 1,5 Prozent der gesamten Brancheneinnahmen aus. Etwa 30 Prozent dieser Einnahmen stammen aus Individualreisen.“

Bisher verdankt der so genannten Alternativtourismus seinen touristischen Vormarsch jedoch in erster Linie einheimischen Urlaubern. In den letzten Jahren immer mehr in Mode gekommen sind Wochenend - und Urlaubsaufenthalte in einem Gästehaus inmitten der Natur. Vor Feiertagen wie Weihnachten oder Ostern muss man Top-Destinationen bereits zwei Monate vorher buchen. Familien mit Kindern mieten ganze Landhäuser an, die meistens über einen Spielplatz für die Kleinsten verfügen.

In Bulgarien ansässige Firmen schwören ihrerseits auf naturnahes Teambuilding. Die Übernachtungspreise variieren zwischen umgerechnet 7,5 und 20 Euro, guter Service ist einbegriffen. Ausritte, Buggy-Touren, die Erkundung tiefer Höhlen, Paintball oder Kanufahrten – die Reisebüros bieten eine Vielzahl toller Angebote. Bulgaren bevorzugen vor allem das Abenteuer.

Auch ausländische Touristen sind diesem nicht abgeneigt. Allerdings buchen sie in der Regel Gruppenreisen und besuchen unsere Klöster, Naturreservate sowie ethnografische Orte. Kurz gesagt, begeben sie sich auf Kennenlern-Touren. BAAT-Angaben zufolge verbringen diese Touristen zwischen acht und zehn Tagen in Bulgarien. Die Bulgaren machen dagegen nur 3-4 Tage Urlaub, dafür jedoch öfter.

„Dabei handelt es sich eher um kurze oder lange Wochenenden, um Kürzausflüge, die zu unserer Freude bis in den Spätherbst andauern“, erklärt Ljubomir Popjordanow. „Zudem ist diese Art Tourismus nicht saisonabhängig wie etwa der Bade- oder Skitourismus. Und sie ist genau das Gegenteil vom Massentourismus. Landesweit gibt es flächendeckend Überbachtungsmöglichkeiten. Bulgarien lockt mit Naturparks und nicht geschützten Gebieten, die ebenfalls eine Menge zu bieten haben. So stehen schätzungsweise weniger als 0,5 Prozent der Rhodopen unter Naturschutz. Ungeachtet dessen ist dieses Gebirge eine ausgezeichnete Tourismusdestination. Der Alternativtourismus hat Zukunft. Wir wünschen uns mehr unmotorisierte Touristen, mehr Fahrradfahrer inmitten der Natur und nicht etwa Urlauber, die 100 km mit dem Auto fahren, um dann den ganzen Tag im Hotel zu sitzen.“

Natürlich gibt es auch Probleme. An erster Stelle seien die löchrigen Straßen genannt, gefolgt von fehlenden Fachkräften, unzureichender Werbung und nicht zuletzt die maßlose Bebauung, was ernsthafte Gefahren für die bulgarische Natur mit sich bringt. Alles Probleme, die seit Jahren einer Lösung ausharren.

Übersetzung: Christine Christov
По публикацията работи: Weneta Nikolowa


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