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Sofia – wie verdreckt ist eigentlich die bulgarische Hauptstadt?

Die bulgarische Hauptstadt Sofia hat bekanntlich seit Jahren ein großes Problem mit der Abfallentsorgung. Die Ursachen dafür sind unterschiedlich – zum einen sind es die überlaufenden Deponien, die geschlossen gehören, zum anderen ist es aber auch das Verhalten der Sofioter und der Gäste der Hauptstadt. Unser Reporter Krassimir Martinow ist an einem Morgen in der Sofioter Innenstadt spazieren gegangen und beobachtet, wie es rund um den Nationaltheater "Iwan Wasow" werktags aussieht.

Das Gebäude des ältesten Schauspielhauses in Bulgarien wurde Anfang 1907 nach einem Projekt der Wiener Architekten Herman Helmer und Ferdinand Felder gebaut. Die Ideenväter eines der schönsten Gebäuden in Sofia haben wunderschöne Werke in fast allen europäischen Hauptstädten stehen. Vor dem Nationaltheater in Sofia zieht der Stadtgarten mit den schmucken Cafes und dem großen Wasserbrunnen besonders viele Sofioter an. Die Wiener Architekten hätten sich aber bestimmt geekelt, wenn sie wüsten, dass es dort 100 Jahre nach der feierlichen Einweihung des Gebäudes von Müll geradezu wimmelt. Es ist 9 Uhr am morgen. Die Menschen eilen ins Büro und es scheint, als ob sie die leeren Kaffeebecher und die Kippen auf dem Theatervorplatz übersehen. Nicht so eine elegant gekleidete Dame, die – wie es sich herausstellt, unlängst aus Wien zurückgekehrt ist.

"Das große Problem sind nicht die Kippen und Plastikbecher auf der Straße, sondern der Dreck in unseren Seelen", sagt sie traurig. "Und dennoch sind wir im dreckig machen Weltmeister – ich komme gerade aus Wien und dort ist es seit ein paar Jahren sichtlich dreckiger geworden, seitdem es dort viele Osteuropäer gibt. Trotzdem hoffe ich, dass wir von den Wiener lernen werden, und nicht sie von uns."

Das Verhalten der Passanten ärgert auch die Reinigungskräfte, die seit früh morgens auf den Straßen von Sofia unterwegs sind. Maria ist eine von ihnen.

"Wir fangen jeden Tag um halb sieben an. Es ist so dreckig! Aber wir tun unser Bestes, um die Stadt sauber zu halten. Besonders hier, im Stadtgarten, muss es doch schön sein, wenn man sich an eine Bank hinsetzt und ausruhen möchte."

Abends und nachts sitzen auf den Bänken im Stadtpark Teenager, Obdachlose, Drogensüchtige. Ewiger Begleiter der nächtlichen Partys ist das Bier – meist in großen 2-Liter-Einwegflaschen. Überall im Stadtpark sind Mülleimer verteilt, die nächtlichen Besucher machen sich jedoch so gut wie nie die Mühe, die leeren Flaschen dort wegzuwerfen. Deshalb rollen sie "vom Winde verweht" durch den Stadtgarten. Das ärgert auch Iwanka von der Reinigungsfirma.

"Kostet es denn so viel Kraft, aufzustehen und den Müll in den Mülleimer zu werfen? Ich fordere die Passanten immer wieder auf, zum Mülleimer zu gehen und dort ihre leere Zigarettenschachtel oder Wasserflasche zu werfen. Und wenn jemand anderes seinen Müll auf die Straße wirft, darf man nicht einfach zusehen."

Ob die Passanten es tun? Und stört es sie überhaupt, dass es auf den Straßen der Stadt nicht besonders sauber aussieht? Hier die Meinung einer weiteren Dame, die es morgens eilig hat.

"Wenn wir unser Verhalten nicht ändern, kann es die Stadtreinigung nicht schaffen, die Straßen und Alleen sauber zu halten. So verdreckt darf Sofia nicht sein und es liegt an uns. Ich würde jeden auffordern, seinen Müll in den Mülleimer zu werfen, aber oft wird man dann nur beschimpft. Die Menschen reagieren genervt und ehrlich gesagt will ich mir mit so einer Bemerkung den Tag morgens nicht versauen."

Inmitten der morgendlichen Hektik in der Innenstadt sitzt eine ältere Dame an einer Bank im Stadtgarten vor dem Nationaltheater. Sie tut es gern, meist mit einem Buch oder der Morgenzeitung in der Hand.

"Ich sitze gern morgens am Springbrunnen", sagt sie. "Hier fühle ich mich wohl. Aber leider bin ich oft von Müll umgeben. Ich weiß nicht, warum wir so gestrickt sind und überall Müll machen. Ich habe das Gefühl, dass es eine bulgarische Spezialität ist, den Müll neben den Mülleimer zu werfen, und nicht darin", sagt die Dame.

Redaktion: Vessela Vladkova
По публикацията работи: Krassimir Martinow


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