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100 Jahre seit der Geburt des legendären Dudelsackspielers Dafo Trendafilow

Foto: Privatarchiv

Wir nehmen den 100. Geburtstag von Dafo Trendafilow (17.01.1919-04.12.2010) zum Anlass, um an den legendären Dudelsackspieler zu erinnern, der eine helle Spur in unseren Herzen hinterlassen hat. Seine Musik spricht die Zuhörer sofort an und versetzt sie in das wunderschöne Rhodopengebirge. Die Art, wie Dafo Trendafilow seine Melodien und Reigen spielte, ist exemplarisch und fußt auf jahrhundertealter Tradition. Er ist ein anerkannter Doyen der „alten Schule“ der Kaba-Gajda (ein Dudelsack mit einem sehr tiefen Klang, der in den Rhodopen beheimatet ist). Zu Lebzeiten hat Dafo Trendafilow etliche Feste initiiert, die mit seinem Lieblingsinstrument verbunden waren.



Dafo Trendafilow hat im Dorf Gela das Licht der Welt erblickt. Bereits im Alter von 14 Jahren begann er auf den Weiden zu spielen, während er die Herde hütete. Er schätzte sich besonders glücklich, dass er einen eigenen Dudelsack besaß, der vom großen Meister Todor Schischkow aus dem Dorf Solischta gefertigt war. Und auf diesem Instrument hat er bis zu seinem Lebende gespielt.

Oft spielte Dafo Trendafilow bei Volksfesten und Hochzeiten zum Tanz auf. Er war der erste Kaba-Gajda-Lehrer der ersten Klasse von Burschen, die in die Nationale Volksmusikschule in Schiroka Laka aufgenommen wurden – eine Riesenchance für die jungen Talente, sich die Feinheiten beim Spielen dieses altertümlichen Instruments anzueignen. 20 Jahre seines Lebens widmete Dafo Trendafilow der Tätigkeit als Musikpädagoge. Er war Mitbegründer des Folkloreensembles in Gela mit Manol Raditschew an der Spitze. Als Solist und Mitglied des Orchesters „100 Kaba-Dudelsäcke“ hat Dafo Trendafilow bei den unterschiedlichsten Festen und Events gespielt. Er war zudem ein angesehener Meister im Bau von Dudelsäcken. Viele seiner Instrumente sind im Besitz von Ausländern, die Liebhaber der bulgarischen Folklore sind. Seine Tochter Stefka Iwanowa erinnert sich:

Ja, er war ein wunderbarer und sehr umgänglicher Mensch. Ein Foto drückt sein Wesen besonders gut aus – darauf hat er beide Arme ausgebreitet, den Dudelsack in der einen Hand. Er hat nie jemandem abgeschlagen, etwas für ihn zu spielen – egal ob es sich dabei um einen einzigen oder um 20 Menschen handelte. In Gela besuchten uns Leute, die eigens dafür gekommen waren, um ihn zu sehen und zu hören. Einmal waren 2-3 Familien bei uns zu Gast. Als er zu spielen begann, standen alle auf und hatten Tränen in den Augen – als würde die Nationalhymne erklingen. Er hat seinen Dudelsack regelrecht geliebt und hat halb Europa damit besucht. Während er unterwegs war, hat meine Mutter an seiner Stelle auf dem Feld gearbeitet und alle anderen aus der Familie auch. Zu Festtagen versammelten wir uns nach dem Abendessen auf dem Hof um Reigen zu tanzen. Wenn uns der Hof zu eng wurde, zogen wir in die Weiden, um dort die Feier fortzusetzen. Einmal haben uns in Gela befreundete Familien besucht. Wir beschlossen, auf den Gipfel Karlak (oder Orpheus-Gipfel) zu steigen. Die Städter waren noch auf halbem Wege, als mein Mann und mein Vater, der damals 70 Jahre alt war, bereits den Gipfel erklommen hatten. Und so zeichneten sich am Horizont die Figuren der beiden Männer ab und aus der Ferne erklang der Dudelsack. Danach meinte mein Vater zu mir: „Ich wollte noch einmal dort spielen, wo ich einst angefangen habe.“ Als Kind hat er auf verschiedenen Flöten, darunter auch auf der Hirtenflöte gespielt, am Ende hat er unter dem Klang des Dudelsacks die Schafe in die Berge geführt. Er war ein toller Mensch“, sagt seine Tochter Stefka Iwanowa.


Traditionell finden sich jeden Sommer am Eliastag in Gela viele Dudelsackspieler ein, um um die Wette zu spielen. In diesem Jahr sind auch Feierlichkeiten anlässlich des 100. Jubiläums seit der Geburt von Dafo Trendafilow geplant. Seine Angehörigen hoffen, dass bis dahin seine Biographie mit Erinnerungen und Fotos auf dem Markt erscheint, die von seiner Tochter Welitschka Stamenowa geschrieben wurde.

Übersetzung: Rossiza Radulowa



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